Skip to main content

Über die Liebe

Zu Formen und Funktionen von Geschlechter-verhältnissen in Keyserlings Spätwerk

  • Chapter
  • First Online:
Eduard von Keyserling und die Klassische Moderne

Part of the book series: Abhandlungen zur Literaturwissenschaft ((ABLI))

  • 603 Accesses

Zusammenfassung

Neben der Literatur und der Kunst gilt Eduard von Keyserlings Interesse ebenso anderen Diskursen und Disziplinen, die das Leben der Menschen – insbesondere in und für Zeiten des Umbruchs und der Wandlung, kurz: in und für die Moderne – zu verstehen und zu erklären suchen. In Essays wie Zur Psychologie des Komforts und Über die Liebe entwickelt er Erklärungsansätze des menschlichen Lebens, die zeitgenössischen Diskursen der Anthropologie, Soziologie und Psychologie sehr nahestehen; in seinen Erzähltexten spielt er das thematisch (ebenso wie stilistisch) eng begrenzte und gleichzeitig hochkomplexe Problem des Untergangs einer Lebensform in zahlreichen Variationen durch. Im Folgenden möchte ich einen Essay und eine Erzählung Keyserlings zusammenbringen, um in der gemeinsamen Lektüre ihre Thesen und Themen wechselseitig zu erhellen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Eduard von Keyserling: „Über die Liebe“. In: Die neue Rundschau 18 (1907), S. 129–140, hier S. 137.

  2. 2.

    Vgl. hierzu bspw. die Beschreibung Gero von Wilperts, das Schreiben Keyserlings sei „eine zuchtvolle, sprachlich gut abgetönte, impressionistische Stimmungskunst wehmütiger Resignation mit skeptischen und leicht ironischen Zügen, genauester Beschreibung der Sinneseindrücke, Sinn für Maß und Form und gereifter sprachlicher Kunst.“ (Gero von Wilpert: Deutschbaltische Literaturgeschichte. München 2005, S. 221.)

  3. 3.

    Vgl. Horst Thomé: Autonomes Ich und ‚Inneres Ausland‘. Studien über Realismus, Tiefenpsychologie und Psychiatrie in deutschen Erzähltexten 1848–1914. Tübingen 1993, S. 495 f.

  4. 4.

    Keyserling: „Über die Liebe“, S. 129.

  5. 5.

    Ebd.

  6. 6.

    Ebd.

  7. 7.

    Ebd.

  8. 8.

    Ebd., S. 131.

  9. 9.

    Ebd.

  10. 10.

    Ebd., S. 140.

  11. 11.

    Ebd., S. 129 f.

  12. 12.

    Ebd., S. 130.

  13. 13.

    Ebd., S. 131.

  14. 14.

    Ebd., S. 130.

  15. 15.

    Ebd., S. 135. Hierin liegt der für Keyserling kategoriale Unterschied des menschlichen im Gegensatz zum tierischen Geschlechtsleben: Anders als bei der rein körperlichen „geschlechtliche[n] Leidenschaft“ der Tiere (ebd., S. 134), sieht Keyserling im menschlichen Lieben immer ein Zusammenspiel von Körperlichem und Geistig-Seelischem – deren Anteile in diesem Verhältnis er dann z. B. in seiner Diskussion der Figur des Don Juan/Don Giovanni skalieren kann (vgl. ebd., S. 136).

  16. 16.

    Ebd.

  17. 17.

    Ebd.

  18. 18.

    Ebd., S. 132 und 133.

  19. 19.

    Ebd., S. 132.

  20. 20.

    Ebd.

  21. 21.

    Ebd., S. 135.

  22. 22.

    Ebd., S. 133.

  23. 23.

    Ebd., S. 134.

  24. 24.

    Anders als in seiner psychologischen und anthropologischen Analyse menschlichen Liebens legt Keyserling in seiner Kommentierung künstlerischer Darstellungen von Liebe durchaus Wert auf Individualisierung und Differenzierung. So richtet sich seine Kritik an Kierkegaards Lesart der Figur des Don Juan gerade auf eine Keyserling notwendig scheinende Differenzierung der Liebesobjekte: „Er [Don Juan/Don Giovanni] wollte den Leib des Weibes in allen seinen Formen genießen und die Seele des Weibes in allen Besonderheiten trinken“ (ebd., S. 136).

  25. 25.

    Ebd., S. 133.

  26. 26.

    Ebd., S. 136.

  27. 27.

    Ebd., S. 136 f.

  28. 28.

    Vgl. hierzu ausführlicher Jin Ho Hong: Das naturalistisch-szientistische Literaturkonzept und die Schloßgeschichten Eduard von Keyserlings. Würzburg 2006, S. 137.

  29. 29.

    Caroline Pross: Dekadenz. Studien zu einer großen Erzählung der frühen Moderne. Göttingen 2013, S. 318, Hervorh. im Original.

  30. 30.

    Ein Beispiel hierfür ist die eingangs von „Über die Liebe“ formulierte psychophysiologische ‚Übersetzungsleistung‘ des dualistischen Menschen: „In der Zweiheit von Körper und Geist, die der Mensch ist, vollzieht sich ein beständiges Umgestalten und Ummünzen. Was die Sinne empfangen, wird von dem Geiste zu etwas ganz Verschiedenem umgewandelt und das so Verwandelte beeinflußt wiederum die sinnliche Anschauung. Körper und Geist sprechen verschiedene Sprachen und schieben sich stets denselben Text zu und ein jeder übersetzt ihn in seine Sprache.“ (Keyserling: „Über die Liebe“, S. 129). Pross betont, dass die „wahrnehmungspsychologischen und sinnesphysiologischen Voraussetzungen, die Keyserling offensichtlich als bekannt voraussetzt und auf die er als nicht weiter erklärungsbedürftiges kulturelles Wissen anspielt“, nicht expliziert werden (Pross: Dekadenz, S. 320, Anm. 36). Allerdings lassen sie sich rekonstruieren, wie Susanne Scharnowski am Beispiel visueller Wahrnehmung gezeigt hat (vgl. Susanne Scharnowski: „Wahrnehmungsschwellen. Krise des Sehens und Grenzen des Ich bei Eduard von Keyserling“. In: Nicholas Saul/Daniel Steuer/Frank Möbus/Birgit Illner (Hg.): Schwellen. Germanistische Erkundungen einer Metapher. Würzburg 1999, S. 46–61).

  31. 31.

    Die einzige Ausnahme ist sein Rekurs auf Georg Simmels Aufsatz Psychologie der Diskretion (Keyserling: „Über die Liebe“, S. 139). Zum auffälligen Fehlen fachwissenschaftlicher Referenzen vgl. auch Thomé: Autonomes ich und ‚Inneres Ausland‘, S. 520, Anm. 72. Zum Verhältnis Keyserling-Simmel siehe grundsätzlich den Beitrag von Gerald Hartung in diesem Band.

  32. 32.

    Sigmund Freud: „Die ‚kulturelle‘ Sexualmoral und die moderne Nervosität“ [1908]. In: Ders.: Gesammelte Werke. Bd. 7: Werke aus den Jahren 1906–1909. Hg. von Anna Freud. Frankfurt/M. 1999, S. 143–167, hier S. 150, Hervorh. im Original. Für eine Rekonstruktion des komplexen und widersprüchlichen Begriffs der Sublimierung bei Freud sowie verschiedener exemplarischer kultur- und literaturwissenschaftlicher Analysen des Konzepts vgl. Eckart Goebel: Jenseits des Unbehagens. „Sublimierung“ von Goethe bis Lacan. Bielefeld 2009.

  33. 33.

    Keyserling: „Über die Liebe“, S. 140.

  34. 34.

    Ebd., S. 135.

  35. 35.

    Ebd., S. 140.

  36. 36.

    Ebd., S. 137.

  37. 37.

    Vgl. ebd., S. 135 und oben.

  38. 38.

    Ebd., S. 138.

  39. 39.

    Ebd.

  40. 40.

    Vgl. hierzu grundlegend Eckhardt Meyer-Krentler: Der Bürger als Freund. Ein sozialethisches Programm und seine Kritik in der neueren deutschen Erzählliteratur. München 1984.

  41. 41.

    Keyserling: „Über die Liebe“, S. 140.

  42. 42.

    Vgl. Thomés Kommentar zu diesem Befund: „Das Phänomen, daß die Autoren ihre Stoffe ohne Schwierigkeiten räumlich oder zeitlich transponieren können, begegnet in der Literatur der Jahrhundertwende öfter. […] Die Beliebigkeit dürfte, wie bei Keyserling auch, durch die strukturgeschichtliche Stellung der Texte zwischen Realismus und ‚Moderne‘ bedingt sein. Die Abstraktion […] ist schon so weit fortgeschritten, daß der Gehalt nicht mehr an die Bedingungen konkreter Örtlichkeiten gebunden ist, während die Darstellungsweise immer noch eine gewisse detailrealistische Konkretisierung intendiert.“ (Thomé: Autonomes Ich und ‚Inneres Ausland‘, S. 514, Anm. 55.)

  43. 43.

    Ebd., bspw. S. 516 und 518.

  44. 44.

    Ebd., S. 534.

  45. 45.

    Richard Brinkmann: „Eduard von Keyserling: ‚Beate und Mareile‘. Die Objektivierung des Subjektiven“. In: Ders.: Wirklichkeit und Illusion. Studien über Gehalt und Grenzen des Begriffs Realismus für die erzählende Dichtung des neunzehnten Jahrhunderts. Tübingen 1957, S. 216–290, bes. S. 232.

  46. 46.

    Vgl. Thomés Analyse: „Der Text entwirft eine in sich konsistente ‚Lust-Situation‘, die der Leser je nach dem Ordnungsschema, das er wählen will, als Aufnahme der Welt in das Ich oder als Verschwinden des Ich in der Welt beschreiben kann.“ (Thomé: Autonomes Ich und ‚Inneres Ausland‘, S. 535.)

  47. 47.

    Interessant ist hier auch der Vergleich mit dem Roman Wellen von 1911, in dem die Zentralfigur Doralice zwar einerseits auch vom (gesellschaftlichen) Leben ausgeschlossen, andererseits aber eine viel ambivalentere – weil nicht zuletzt auch aktivere – Frauenfigur ist (vgl. die Bemerkungen zu Doralice im Kontext der auch für Fürstinnen aufschlussreichen Diskussion der Natur-Kultur-Differenz von Rolf Parr: „Topographien von Grenzen und Räume der Liminalität. Eduard von Keyserlings Roman ‚Wellen‘“. In: Achim Geisenhanslüke/Georg Mein (Hg.): Grenzräume der Schrift. Bielefeld 2008, S. 143–165, hier S. 152).

  48. 48.

    Eduard von Keyserling: Fürstinnen [1917]. München 2005, S. 158.

  49. 49.

    Ebd., S. 14.

  50. 50.

    Ebd., S. 31, Hervorh. im Original.

  51. 51.

    Keyserling: „Über die Liebe“, S. 140.

  52. 52.

    Keyserlings spätere Texte variieren ein seit Beate und Mareile (1903) weitgehend gleichförmiges Basisschema: Die verschiedenen ‚Schlossgeschichten‘ in Erzähl- oder Romanform stehen in einem „dichten intertextuellen Beziehungsverhältnis“ (Pross: Dekadenz, S. 369, zur Gattungsbestimmung vgl. S. 368) und bieten Variationen des Zentralthemas des Verfalls, der Absage an Wachstum und Wandel, der Dekadenz im strengen Sinne: „In Keyserlings Spätwerk wird das Dekadente endgültig vom Sonder- zum Regelfall, von der Ausnahme zu einem verallgemeinerten Modell einer als geschichtliche Spätzeit ausgelegten kulturellen Moderne.“ (Ebd., S. 369.) Für eine Untersuchung der Dekadenzmotive in Fürstinnen vgl. Irmtraud Ubbens: „Motive der Décadence in Eduard von Keyserlings Roman ‚Fürstinnen‘“. In: Studia Germanica Gedanensia 8 (2000), S. 61–75.

  53. 53.

    Keyserling: Fürstinnen, S. 9.

  54. 54.

    Ebd.

  55. 55.

    Vgl. bspw. die ärztlichen Verbote, zu schwimmen und zu reiten in ebd., S. 32 und 40 f.

  56. 56.

    Ebd., S. 21.

  57. 57.

    Ebd., S. 19.

  58. 58.

    Entsprechend verweist ein Kommentar auf diesen Bericht auch auf die Notwendigkeit, dass diese Frauen diese Position einnehmen, wenn die bestehende Gesellschaftsform Bestand haben soll: „Schließlich wenn diese Damen sich entwickelt haben, so weiß die Gesellschaft nicht, was sie mit ihnen anfangen soll.“ (Ebd.)

  59. 59.

    Ebd., S. 35 f.

  60. 60.

    Ebd., S. 142 f.

  61. 61.

    Ebd., S. 149.

  62. 62.

    Ebd., S. 148.

  63. 63.

    Keyserling: „Über die Liebe“, S. 140.

  64. 64.

    Vgl. Keyserling: Fürstinnen, S. 143.

  65. 65.

    Ebd., S. 200. Wiederum ist der Vergleich mit Wellen und dort mit Doralice interessant, denn diese findet sich am Romanende zwar ebenfalls befangen in ihrer Situation, aber eben im Unterschied zu Marie in Erwartung einer doch möglichen Veränderung – so dass sie darauf wartet, „daß das Meer sie freigäbe.“ (Eduard von Keyserling: Wellen [1911]. München 142016, S. 173.)

Literatur

  • Brinkmann, Richard: „Eduard von Keyserling: ‚Beate und Mareile‘. Die Objektivierung des Subjektiven“. In: Ders.: Wirklichkeit und Illusion. Studien über Gehalt und Grenzen des Begriffs Realismus für die erzählende Dichtung des neunzehnten Jahrhunderts. Tübingen 1957, S. 216–290.

    Google Scholar 

  • Freud, Sigmund: „Die ‚kulturelle‘ Sexualmoral und die moderne Nervosität“ [1908]. In: Ders.: Gesammelte Werke. Bd. 7: Werke aus den Jahren 1906–1909. Hg. von Anna Freud. Frankfurt/M. 1999, S. 143–167.

    Google Scholar 

  • Goebel, Eckart: Jenseits des Unbehagens. „Sublimierung“ von Goethe bis Lacan. Bielefeld 2009.

    Google Scholar 

  • Hong, Jin Ho: Das naturalistisch-szientistische Literaturkonzept und die Schloßgeschichten Eduard von Keyserlings. Würzburg 2006.

    Google Scholar 

  • Keyserling, Eduard von: Fürstinnen [1917]. München 32011.

    Google Scholar 

  • Keyserling, Eduard von: „Über die Liebe“. In: Die neue Rundschau 18 (1907), S. 129–140.

    Google Scholar 

  • Keyserling, Eduard von: Wellen [1911]. München 142016.

    Google Scholar 

  • Meyer-Krentler, Eckhardt: Der Bürger als Freund. Ein sozialethisches Programm und seine Kritik in der neueren deutschen Erzählliteratur. München 1984.

    Google Scholar 

  • Parr, Rolf: „Topographien von Grenzen und Räume der Liminalität. Eduard von Keyserlings Roman ‚Wellen‘“. In: Achim Geisenhanslüke/Georg Mein (Hg.): Grenzräume der Schrift. Bielefeld 2008, S. 143–165.

    Google Scholar 

  • Pross, Caroline: Dekadenz. Studien zu einer großen Erzählung der frühen Moderne. Göttingen 2013.

    Google Scholar 

  • Scharnowski, Susanne: „Wahrnehmungsschwellen. Krise des Sehens und Grenzen des Ich bei Eduard von Keyserling“. In: Nicholas Saul/Daniel Steuer/Frank Möbus/Birgit Illner (Hg.): Schwellen. Germanistische Erkundungen einer Metapher. Würzburg1999, S. 46–61.

    Google Scholar 

  • Thomé, Horst: Autonomes Ich und ‚Inneres Ausland‘. Studien über Realismus, Tiefenpsychologie und Psychiatrie in deutschen Erzähltexten 1848–1914. Tübingen 1993.

    Google Scholar 

  • Ubbens, Irmtraud: „Motive der Décadence in Eduard von Keyserlings Roman ‚Fürstinnen‘“. In: Studia Germanica Gedanensia 8 (2000), S. 61–75.

    Google Scholar 

  • Wilpert, Gero von: Deutschbaltische Literaturgeschichte. München 2005.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Luisa Banki .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2020 Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Banki, L. (2020). Über die Liebe. In: Jürgensen, C., Scheffel, M. (eds) Eduard von Keyserling und die Klassische Moderne. Abhandlungen zur Literaturwissenschaft. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04892-9_14

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04892-9_14

  • Published:

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-04891-2

  • Online ISBN: 978-3-476-04892-9

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

Publish with us

Policies and ethics