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Wilhelm und Alexander von Humboldt oder die Humboldtsche Wissenschaft

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Zusammenfassung

Alles ist Wechselwirkung.“ Mit diesen wenigen Worten, die inmitten einer in französischer Sprache verfassten Passage auf Deutsch geradezu wie eine Formel detonieren, hat Alexander von Humboldt in seinen Amerikanischen Reisetagebüchern das Grundaxiom jener Wissenschaft auf den Punkt gebracht, die nach ihm benannt heute als die Humboldtsche Wissenschaft bezeichnet wird. Nicht von ungefähr war es gerade Wilhelm von Humboldt, der wohl als erster das grundlegende Denkmodell seines Bruders erkannte, welches dieser wenige Jahre später auf seiner großen Reise durch die Tropen des amerikanischen Kontinents (1799–1804) entwickeln und in seinen Umrissen abstecken sollte. Denn bereits im Jahre 1793 hatte Wilhelm in einem Brief an Karl Gustav von Brinkmann seinem jüngeren Bruder eine besondere Gabe, ein Geschick der Kombinatorik bescheinigt und ihn als prädestiniert dafür bezeichnet, „Ideen zu verbinden, Ketten von Dingen zu erblicken, die Menschenalter hindurch, ohne ihn, unentdeckt geblieben wären“.

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Notes

  1. 1.

    Humboldt, Alexander von: Amerikanische Reisetagebücher, Bd. IX, S. 27r, 2–27v.

  2. 2.

    Der Begriff wurde in die Forschung eingebracht von Cannon, Susan Faye: Science in Culture: The Early Victorian Period. New York: Dawson and Science History Publications 1978, S. 73–110, und weiterentwickelt von Ette, Ottmar: Alexander von Humboldt und die Globalisierung. Das Mobile des Wissens. Frankfurt a. M./Leipzig: Insel 2009, S. 16–22.

  3. 3.

    Humboldt, Wilhelm von: Briefe an Karl Gustav von Brinkmann. Hg. von Albert Leitzmann. Leipzig 1939, S. 60. Maßgeblich zu Wilhelm von Humboldt noch immer Borsche, Tilman: Wilhelm von Humboldt. München: Beck 1990.

  4. 4.

    Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. 5 Bde. Stuttgart/Tübingen: Cotta 1845–1862, hier Bd. I, S. 33.

  5. 5.

    Vgl. hierzu u. a. die Überlegungen in Martís ‚Sección Constante‘, die am 14. Januar 1882 in La Opinión Nacional erschien, in Martí, José: Obras Completas. Bd. 23: Periodismo diverso. La Habana: Editorial de Ciencias Sociales 1975, S. 152.

  6. 6.

    Zum Entwurf einer viellogischen Philologie vgl. Ette, Ottmar: Viellogische Philologie. Die Literaturen der Welt und das Beispiel einer transarealen peruanischen Literatur. Berlin: Walter Frey – edition tranvía 2013.

  7. 7.

    Snow, C.P.: The Two Cultures. With Introduction by Stefan Collini. Cambridge: Cambridge University Press 1993.

  8. 8.

    Snow, C.P.: The Two Cultures, S. 10.

  9. 9.

    Vgl. hierzu Humboldt, Wilhelm von: Materialien. Erster Band: 1797–1798. Sonntag 31sten December (11. Nivöse n.st.). In: Wilhelm von Humboldts Gesammelte Schriften. Tagebücher. Hg. von Albert Leitzmann. Erster Band. Berlin: de Gruyter 1968, S. 390.

  10. 10.

    Humboldt, Alexander von: Die Jugendbriefe 1787–1799. Hg. und erläutert von Ilse Jahn und Fritz G. Lange. Berlin: Akademie-Verlag 1973, S. 4.

  11. 11.

    Vgl. hierzu u. a. Schmitter, Peter: Zur Wissenschaftskonzeption Georg Forsters und dessen biographischen Bezuegen zu den Bruedern Humboldt. Eine Vorstudie zum Verhaeltnis von ‚allgemeiner Naturgeschichte‘, ‚physischer Weltbeschreibung‘ und ‚allgemeiner Sprachkunde‘. In: Naumann, Bernd/Plank, Frans/Hofbauer, Gottfried/Hoojkaas, Reijer (Hg.): Language and Earth: Elective Affinities between the Emerging Sciences of Linguistics and of Geology. Amsterdam: Benjamins 1992, S. 91–124, insbes. 92.

  12. 12.

    Jahresthema 2017/2018 ‚Sprache‘: jahresthema.bbaw.de.

  13. 13.

    Mittelstraß, Jürgen/Trabant, Jürgen/Fröhlicher, Peter: Wissenschaftssprache. Ein Plädoyer für Mehrsprachigkeit in der Wissenschaft. Stuttgart: J. B. Metzler 2016.

  14. 14.

    Gespräche Alexander von Humboldts. Hg. von Hanno Beck. Berlin: Akademie-Verlag 1959, S. 51.

  15. 15.

    Ebd.

  16. 16.

    Ebd., S. 52.

  17. 17.

    Maurer, Michael: Der unkonventionelle Wilhelm von Humboldt. Eine Erinnerung zu seinem 250. Geburtstag. In: Forschung & Lehre (Bonn) XXIV, 6 (2017), S. 490–493, hier S. 493.

  18. 18.

    Kehlmann, Daniel: Die Vermessung der Welt. Roman. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2005.

  19. 19.

    Humboldt, Alexander von: Amerikanische Reisetagebücher, Bd. II und VI, 52v 2.

  20. 20.

    Ebd., Bd. I, 10r–10v 3.

  21. 21.

    Brief Alexanders an Wilhelm aus Cumaná am 16.07.1799 in Humboldt, Alexander von: Briefe aus Amerika 1799–1804. Bearbeitet von Ulrike Moheit. Berlin: Akademie-Verlag 1993, S. 41–43.

  22. 22.

    Vgl. hierzu ebd. insbesondere die Briefe Nr. 7, 11, 18, 35, 43, 51, 55, 62, 71, 79, 89, 111, 115, 134 und 142.

  23. 23.

    Humboldt, Alexander von: Amerikanische Reisetagebücher, Bd. VIII, 167v.

  24. 24.

    Vgl. hierzu Schmitter, Peter: Zur Wissenschaftskonzeption Georg Forsters und dessen biographischen Bezuegen zu den Bruedern Humboldt. Eine Vorstudie zum Verhaeltnis von ‚allgemeiner Naturgeschichte‘, ‚physischer Weltbeschreibung‘ und ‚allgemeiner Sprachkunde‘, S. 117 f.

  25. 25.

    Humboldt, Wilhelm von: Brief an Karl Gustav von Brinkmann vom 18.03.1797. In (ders.): Briefe. Bd. 2: Juli 1791 – Juni 1798. Hg. und kommentiert von Phillip Mattson. Berlin: de Gruyter 2015, S. 141.

  26. 26.

    Trabant, Jürgen: Der Himmel, das Haus, das Gold, der gute Mann und das Nichts. Die amerikanischen Sprachen und das Weltbewusstsein der anderen Moderne. In: Buschmann, Albrecht/Drews, Julian/Kraft, Tobias/Kraume, Anne/Messling, Markus/Müller, Gesine (Hg.): Literatur leben. Festschrift für Ottmar Ette. Madrid/Frankfurt a. M.: Iberoamericana – Vervuert 2016, S. 267–280, hier S. 271.

  27. 27.

    Ebd., S. 272.

  28. 28.

    Ebd.

  29. 29.

    Vgl. den Artikel ‚Sprachwissenschaft‘ von Jürgen Trabant. In: Ette, Ottmar: Alexander von Humboldt Handbuch. Stuttgart: J.B. Metzler 2018 (erscheint Sept. 2018). Sowie Borsche, Tilman: Die Sprache als Medium (des menschlichen In-der-Welt-Seins). In: Messling, Markus/Tintemann, Ute (Hg.): Der Mensch ist nur Mensch durch Sprache. Zur Sprachlichkeit des Menschen. München: W. Fink 2009, S. 69–77.

  30. 30.

    Trabant, Jürgen: Der Himmel, das Haus, das Gold, der gute Mann und das Nichts. Die amerikanischen Sprachen und das Weltbewusstsein der anderen Moderne, S. 273.

  31. 31.

    Briefe von Alexander von Humboldt an Varnhagen von Ense aus den Jahren 1827 bis 1858. Nebst Auszügen aus Varnhagen’s Tagebüchern und Briefen von Varnhagen und Andern an Humboldt. [Hg. von Ludmilla Assing.] Leipzig: F.A. Brockhaus 1860, S. 22.

  32. 32.

    Humboldt, Wilhelm von: Briefe an Karl Gustav von Brinkmann, S. 141.

  33. 33.

    Zur intensiven Zusammenarbeit zwischen beiden Brüdern 1805 in Rom, gerade auch mit Blick auf die Untersuchung amerikanischer Sprachen, vgl. Bourguet, Marie-Noëlle: Le monde dans un carnet. Alexander von Humboldt en Italie (1805). Paris: Editions du Félin 2017, u. a. S. 145 ff sowie 222 ff.

  34. 34.

    Vgl. hierzu Ette, Ottmar: Die Aktualität Alexander von Humboldts. Perspektiven eines Vordenkers für das 21. Jahrhundert. In: Valentin, Jean-Marie (Hg.): Alexander von Humboldt. 150e annoversaire de sa mort. Sorbonne 23–24 octobre 2009. Sondernummer der Etudes Germaniques (Paris) LXVI, 1 (janvier – mars 2011), S. 123–138, hier S. 124 und 129.

  35. 35.

    Vgl. u. a. Knobloch, Eberhard: ‚Es wäre mir unmöglich nur ein halbes Jahr so zu leben wie er‘: Encke, Humboldt und was wir schon immer über die neue Berliner Sternwarte wissen wollten. In: Hamel, Jürgen, Knobloch, Eberhard/Pieper, Herbert (Hg.): Alexander von Humboldt in Berlin. Sein Einfluß auf die Entwicklung der Wissenschaften. Beiträge zu einem Symposium. Augsburg: ERV 2003, S. 27–57. Vgl. auch Biermann, Kurt-R./Schwarz, Ingo: ‚Moralische Sandwüste und blühende Kartoffelfelder‘ – Humboldt, ein Weltbürger in Berlin. In: Alexander von Humboldt – Netzwerke des Wissens. Katalog der Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt (Berlin) vom 6. Juni bis 15. August 1999 und in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (Bonn) vom 15. September 1999 bis 9. Januar 2000. Bonn: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland 1999, S. 183–200.

  36. 36.

    Es handelt sich um einen vor den 12. April 1829 zu datierenden Brief von Humboldt an Spiker; vgl. Humboldt, Alexander von: Briefwechsel mit Samuel Heinrich Spiker. Hg. von Ingo Schwarz. Berlin: Akademie-Verlag 2007, 62 f.

  37. 37.

    Vgl. hierzu Bredekamp, Horst: Der lange Atem der Kunstkammer: das Neue Museum als Avantgarde der Vorvergangenheit. In: Bergvelt, Elinoor/Wezel, Elsa van (Hg.): Museale Spezialisierung und Nationalisierung ab 1830. Das Neue Museum in Berlin im internationalen Kontext./Spezialisation and Consolidation of the National Museum after 1830. The Neue Museum in Berlin in an International Context. Berlin: G + H 2011, S. 25–36, hier S. 33.

  38. 38.

    Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Hg. von Fritz Bergemann. Bd. I. Frankfurt a. M.: Insel 1981, S. 211.

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Ette, O. (2019). Wilhelm und Alexander von Humboldt oder die Humboldtsche Wissenschaft. In: Mobile Preußen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04854-7_7

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