Zusammenfassung
Die formgeschichtlichen Entwicklungslinien der Gattungen Drama, Lyrik und Prosa/Prosaroman unterliegen (nicht nur) in der Neueren deutschen Literaturwissenschaft einer beständigen Forschung. Die einst hoch traditionale Gattung des Versepos ist hingegen nach dem Ende ihrer letzten Klassiken im deutschsprachigen wie europäischen Raum, also etwa nach 1880, seit etlichen Jahrzehnten deutlich weniger im Fokus – Heinz Schlaffer hat kürzlich sogar in Sinn und Form ein „Absterben des Erzählens in Versen“ diagnostiziert. Doch ist dieses Urteil zweifellos zu rigoros, denn das Versepos wird weiterhin in vielfacher Weise (re-)aktiviert, und zwar zu unterschiedlichsten Themen und Zwecken als eine besonders forcierte Form, der nach Bourdieu bis heute besondere „historisch akkumulierte Valenzen“ eignen. Diese Forcierung v. a. als Formphänomen verbindet sich seit einiger Zeit wieder mit einem generellen Interesse an literarischen Gattungen als dezidierten Formbildungen.
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Notes
- 1.
Schlaffer 2016, 249.
- 2.
Michler 2005, 206.
- 3.
Vgl. etwa den umfassenden Handbuch-Band Form in der Reihe Grundthemen der Literaturwissenschaft, Erdbeer/Kläger/Stierstorfer 2019.
- 4.
Vgl. Werle 2018.
- 5.
Vgl. Martin 1993.
- 6.
Vgl. Hufnagel/Krämer 2015.
- 7.
Handbuch Versepik, herauszugeben von Stefan Elit, Kai Bremer und Katerina Kroucheva, Stuttgart [voraussichtlich 2020].
- 8.
Opitz 2005, 26.
- 9.
- 10.
- 11.
- 12.
- 13.
Vgl. Krauss/Urban 2013.
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Danksagung
Die Tagung selbst wurde finanziert vom Institut für Neuere deutsche Literatur und Medien der CAU Kiel, stattgefunden hat sie im Literaturhaus Schleswig-Holstein in Kiel. Beiden Institutionen danken wir für die Unterstützung. Den Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern danken wir nicht nur für die rege Mitwirkung an der Tagung und der Erstellung des vorliegenden Bandes, sondern auch und zumal für die intensive, kritische und ermutigende Diskussion unseres weitergehenden Vorhabens, d. h. des Handbuchs Versepik, das der Verlag J.B. Metzler ebenso rasch und freundlich zu ermöglichen bereit war wie den vorliegenden Band. In diesem Zusammenhang geht ein besonderer Dank an Herrn Dr. Oliver Schütze im Stuttgarter Verlagshaus. Für die Erstellung der Druckvorlage sei Nina Oppermann und Vanessa Bross, beide Osnabrück, herzlich gedankt.
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Bremer, K., Elit, S. (2020). Einleitung. In: Bremer, K., Elit, S. (eds) Forcierte Form. Abhandlungen zur Literaturwissenschaft. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04844-8_1
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