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Prinzipien der selektiven Reproduktion: Analyse, methodische Überlegungen und Adäquatheitsbedingungen

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Liberale Eugenik?

Zusammenfassung

Ausgehend von einer Analyse der Schadensbegriffe führt Kapitel 10 drei wesentliche Sichtweisen auf eine Ethik reproduktiver Entscheidungen ein: Präferenz-, Schwellenwert- und Maximierungsprinzipien. Für die weitergehende Prüfung werden hier zudem Adäquatheitsbedingungen formuliert, die für eine Anwendung dieser Prinzipien unter nicht-idealen Bedingungen gewahrt sein müssen. Hierzu gehört insbesondere auch die Berücksichtigung der Faktoren Risiko und Unsicherheit.

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Notes

  1. 1.

    Darüber hinaus sind weitere Zieldimensionen einer Ethik der reproduktiven Entscheidungen denkbar. Hierzu zählen etwa perfektionistische Ansätze, die nicht die Förderung von Lebensqualität, sondern die Realisierung bestimmter, als wünschenswert angenommener Eigenschaften (z. B. Intelligenz, Schönheit, Kreativität) als für die selektive Reproduktion wesentlich erachten (Roduit 2016; vgl. Ranisch 2014). Zu möglichen Widersprüchen zwischen dem liberalen Neutralitätsgebot und perfektionistischen Theorien des Guten: siehe Abschn. 6.1.

  2. 2.

    Nicht alle nachfolgend diskutierten Autoren und Positionen können einer offen vorgetragenen, liberalen Eugenik zugerechnet werden (siehe Abschn. 4.1). Vor dem Hintergrund der in Kap. 4 bis 6 dargestellten Eckpfeiler einer liberalen Eugenik zeigen sie sich aber in hinreichendem Maße dem hier unter dem Stichwort ‚liberale Eugenik‘ verhandelten Projekt verwandt.

  3. 3.

    Savulescu 2001a; Herissone-Kelly 2006a.

  4. 4.

    Zur Unterscheidung zwischen Prinzipien und Normen: Ott 2002.

  5. 5.

    Vgl. Ott 2002, 458.

  6. 6.

    Zur Unterscheidung zwischen Real- und Idealsituationen bzw. zwischen Praxisnormen und idealen Normen: vgl. Birnbacher 1995, 16–17.

  7. 7.

    Habermas 2005, 39.

  8. 8.

    Exemplarisch: Gavaghan 2007; Bennett 2009a.

  9. 9.

    Gavaghan 2007, 4.

  10. 10.

    Exemplarisch: Glover 2006; Herissone-Kelly 2006a.

  11. 11.

    Exemplarisch: Savulescu 2001a; Harris 2001.

  12. 12.

    Die Aufforderung zur Auswahl der ‚besten Nachkommen‘ provoziert dennoch, weil diese Rhetorik auch zum Vokabular autoritärer Eugenikbewegungen gehörte (Weikart 2014, 203–204; Kühl 1997, 160). Zu einer vergleichenden Analyse der Rhetorik der ‚alten‘ und ‚liberalen‘ Eugenik: Arnold 2013.

  13. 13.

    In der Moraltheorie werden in Anlehnung an David Ross (2007 [1930], 19–22) prima facie-Verpflichtungen von absoluten Verpflichtungen unterschieden. Im Folgenden soll von der Terminologie Ross’ Abstand genommen werden. Es wird von pro tanto-Pflichten oder pro tanto-Gründen usf. gesprochen, wenn auf Gebote verwiesen wird, die nicht absolut gelten. Eine pro tanto-Pflicht kann nach Abwägung mit anderen Pflichten oder Gründen gegebenenfalls untergeordnet werden. Dies impliziert allerdings nicht, wie die Rede von prima facie-Verpflichtungen nahelegt, dass der entsprechende Grund oder die Pflicht damit bedeutungslos wird: Kagan 1989, 17; vgl. Stemmer 2008, 98; für eine weiterführende Unterscheidung zwischen pro tanto- und prima facie-Pflichten: Reisner 2013.

  14. 14.

    Wie an verschiedenen Stellen deutlich gemacht wurde hat eine Frau stets das Recht, sich gegen den Beginn einer Schwangerschaft zu entscheiden (kontra-generative Selbstbestimmung). Dies muss allerdings nicht bedeuten, dass eine selektive Reproduktion bzw. das Ziel der selektiven Reproduktion ausschließlich ihren generativen Interessen dienen darf. Der Regelfall wird sich vielmehr so darstellen, dass zwischen den Alternativen (nämlich einem Verzicht auf Nachkommen und den, gemäß der Wunschmutter bzw. -eltern, willkommenen reproduktiven Entscheidungen) eine Reihe von Handlungsoptionen gegeben sind, die hier einer ethischen Analyse unterzogen werden.

  15. 15.

    Zum Verhältnis von pro tanto-Gründen und Geboten: Stemmer 2008, 98.

  16. 16.

    Ob wir dabei überhaupt wissen können, welche Handlung in diesem Sinne die beste ist, werden wir in Kap. 11 diskutieren.

  17. 17.

    Als Handlungsalternative sind sich gegenseitig ausschließende Handlungsoptionen gemeint, die dem Handelnden zur selben Zeit zur Verfügung stehen und die sich kontradiktorisch zueinander verhalten (vgl. Portmore 2011, 238).

  18. 18.

    Für eine ausführliche Darstellung: Broome 2004, 78–98; vgl. Arrhenius 2000, 6–32.

  19. 19.

    Der Nullpunkt einer solchen Skala ist willkürlich und nicht etwa mit einem wrongful life-Fall oder dem absoluten Schaden identifiziert.

  20. 20.

    Für eine umfassende sozialwissenschaftliche Kritik an omnimetrischen Tendenzen – dem Glauben an das ‚Allesmessenkönnen‘ – in unserer Gesellschaft: Mau 2017; für eine prinzipielle philosophische Kritik: Smajdor 2014.

  21. 21.

    Kovács 2015, 23.

  22. 22.

    Griesinger et al. 2008, 23.

  23. 23.

    Deutsches IVF-Register 2019, 8.

  24. 24.

    Deutsches IVF-Register 2019, 9.

  25. 25.

    Für wissenschaftstheoretische und praktische Adäquatheitsbedingungen von Moraltheorien: Bykvist 2010, 12–15; Hooker 2000, 4–9.

  26. 26.

    Bayne 2010, 33.

  27. 27.

    Bayne 2010, 33.

  28. 28.

    Bayne 2010, 33.

  29. 29.

    Vgl. auch kritisch mit Blick auf konsequentialistische Moralprinzipien: Griffin 1998, 98–107.

  30. 30.

    Vgl. Birnbacher 2013, 199–201.

  31. 31.

    Aus diesem Grund werden uns beispielsweise antinatalistische Positionen nicht weiter beschäftigen.

  32. 32.

    Vgl. Birnbacher 2013, 202–203.

  33. 33.

    Birnbacher 2006b.

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Ranisch, R. (2021). Prinzipien der selektiven Reproduktion: Analyse, methodische Überlegungen und Adäquatheitsbedingungen. In: Liberale Eugenik?. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04739-7_10

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04739-7_10

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-04738-0

  • Online ISBN: 978-3-476-04739-7

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