Klavierspiel als Lebensaufgabe - Romantik als Lebenswerk - Virtuosität als Lebenslast. Michael Ponti – dem fabelhaften Pianisten und frühen Archäologen der Musik des 19. Jahrhunderts zum 80. Geburtstag

Zusammenfassung

Das 19. Jahrhundert erscheint als Zeitalter der Romantik mit seinen Tagphantasien und Nachtträumen zuweilen recht finster. Verfinstert wird das Jahrhundert zumal auch durch Druckerschwärze. Gedruckt wurde alles - nicht zuletzt in der Musik. Berge an Musikalben finden sich bis heute auf Dachböden und in Kellerkisten. Und berüchtigt bleiben die Hundertschaften jener Komponisten, die ihre Opuszahlen in sagenhaft schwindelnde Höhen trieben. Kulturbilder begegnen dann, so ein Walzer von Carl Michael Ziehrer, als Opus 563. Ein Großteil dieser Musik und ihre Komponisten sind heute vergessen. Allzu schnell vergessen wird freilich oft auch die lichte Gegenseite dieser druckergeschwärzten Epoche. Nie war der Standard musikalischen Wissens und Könnens innerhalb der bürgerlichen Bevölkerung höher, nie musikalischer Analphabetismus oder Agnostizismus rarer als im 19. Jahrhundert. Musik gehörte nicht nur zum guten Ton, sie war eine gesellschaftliche Bindungskraft. Der Politikwissenschaftler Dolf Sternberger etwa wusste bis zu seinem Tod 1989 nüchtern, aber mit prägender Konstanz solche Leistungen der bürgerlichen Epoche zu würdigen.