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Mönch und Strolch

Die musikalischen Gesichter von Francis Poulenc

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Erfahrungsraum Oper
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Zusammenfassung

Moine et voyou«, »Mönch und Strolch« – mit diesem Bonmot hat der französische Musikkritiker Claude Rostand die gegensätzlichen Züge im Wesen des Menschen wie des Komponisten Francis Poulenc griffig charakterisiert. Rostand staunte über die Leichtigkeit, mit der Poulenc die gemessene Tradition des höfischen Versailles mit der Umtriebigkeit des multikulturellen Pariser Vororts Belleville, die der aristokratischen Barockmusik mit den trivialen Klängen der »bals musettes« zu versöhnen wusste. Das Banale und das Ernsthafte, Vorstadtatmosphäre und Religiosität stellten für Poulenc keine Gegensätze dar. Er sprach von sich selbst als »Poulenc-Janus« und spielte damit auf die zwei Gesichter des römischen Gottes Janus an, die wie Türen in entgegengesetzte Richtungen zeigten. Man darf dies als Aufforderung verstehen, seiner Musik entweder meditativ ins Innere oder, Purzelbäume schlagend, auf die Gasse zu folgen. Und oft genug erweist er sich als echter Janus, wie im fröhlichen »Laudamus te« des 1959 komponierten »Gloria«, zu dem er nach eigener Aussage durch fußballspielende Benediktinermönche und die Erinnerung an die frech ihre Zunge herausstreckenden Engel auf einem Renaissance-Gemälde angeregt wurde. Ironie und Schwermut, Trivialität und Poesie, schräger Humor und Ernst, Spiel und Bekenntnis bedingen sich bei Poulenc stets gegenseitig. Hinter allen Masken aber, die seine Musik sich aufsetzt, verbirgt sich als Muse seiner Kunst die Melancholie. Dieselbe Mischung aus Fröhlichkeit und Schwermut, Tiefsinn und Oberflächlichkeit, Trivialität und Würde – so beschreibt es sein langjähriger musikalischer Partner Pierre Bernac – zeichnete auch den Menschen Poulenc aus : »Er konnte das Muster eines ›bon vivant‹ sein, der das Leben liebt und all das Schöne, das es bietet, aber er konnte auch in schweren Depressionen versinken. Seine Stimmung wechselte von einem Tag auf den andern, ja sogar von einem Augenblick auf den nächsten, denn er war äußerst empfindsam und seelisch erregbar. Im Innersten war er ein ängstlicher Mensch.«

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Schweikert, U. (2018). Mönch und Strolch. In: Erfahrungsraum Oper. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04652-9_10

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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