Zusammenfassung
Auch wenn in der Forschung keine Einigkeit darüber besteht, zu welchem Zeitpunkt die antike Biographie entstanden ist, so gibt es doch keine seriöse Darstellung, die darauf verzichten würde, dem Athener Isokrates die Position zumindest eines Protagonisten des Genres einzuräumen. Seine Lebensbeschreibung des Eu-agoras, eines zyprischen Dynasten, hat ihm jedenfalls einen festen Platz in der Geschichte der antiken Biographie gesichert. Freilich wird in Verbindung mit dem Euagoras in der Regel weniger von einer Biographie als vielmehr von einem Enkomion gesprochen. Das hat insofern seine Berechtigung, als Isokrates sein Werk ebenfalls mit dieser Bezeichnung versehen hat. ›Enkomion‹ lässt sich am besten mit ›Lobrede, Preisrede‹ übersetzen, und zwar eine Lob- oder Preisrede auf eine bedeutende Persönlichkeit. Isokrates ist nun durchaus nicht der Erfinder des Enkomions gewesen, aber er war der Begründer des literarischen Prosa-Enkomions auf eine verstorbene Persönlichkeit. In dieser Eigenschaft ist er zweifellos einer der Vorreiter der antiken Biographie, oder, wenn man diesen umstrittenen Gattungsbegriff vermeiden will, der antiken Lebensbeschreibung bzw. des antiken literarischen Porträts.
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Sonnabend, H. (2002). Biographien der klassischen Zeit. In: Geschichte der antiken Biographie. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04390-0_3
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