Zur Funktion des Chors und chorischer Elemente in den Filmen Woody Allens

Zusammenfassung

Woody Allen gehört nicht in die Tradition vornehmlich europäischer Filmemacher wie Pier Paolo Pasolini, Michael Cacoyannis, Miklós Janscó, Liliana Cavani oder Jules Dassin, für die die Verfilmung der klassischen griechischen Tragödie eine künstlerische Herausforderung darstellt, weil damit Fragen der historischen Rekonstruktion, der Übersetzung eines ‘archaischen’, hochformalisierten, theatralischen in ein modernes, ‘realistisches’ Medium aufgerufen werden.¹ Dem steht Woody Aliens eklektizistischer Umgang mit den heterogensten Elementen der europäischen und US-amerikanischen Literatur- und Filmtradition entgegen, die er in seinen Theaterstücken, Filmen und Kurzgeschichten mit großer Virtuosität und experimenteller Unbekümmertheit variiert und mischt, ohne Rücksicht auf Anachronismen, auf Demarkationen zwischen Gattungen oder zwischen ‘hoher’ und Massenkultur, zwischen Komik und Tragik.