Skip to main content

Häuser für die Musik

Akkulturation in Ton und Text um 1800

  • Chapter
Fanny Hensel geb. Mendelssohn Bartholdy

Zusammenfassung

1959 erschien im Jüdischen Verlag, Berlin, ein Buch mit einer unheimlichen Vorgeschichte. Es trug den Titel: Juden im deutschen Kulturbereich. Als Herausgeber dieses Sammelwerks zeichnete Siegmund Kaznelson. Gleich auf der Titelseite werden wir davon in Kenntnis gesetzt, daß wir es mit einer zweiten, stark erweiterten Ausgabe zu tun haben. Aus der Datierung der beiden Vorworte läßt sich schließen, daß die erste 1934 erschienen sein muß. Doch die Vorbemerkung zur Auflage von 1959 belehrt uns eines besseren. Danach wurde die Auslieferung des Buches am 13. Dezember 1934 vom Staatspolizeiamt für den Landespolizeibezirk Berlin untersagt; die Begründung dafür wurde am 4. Februar 1935 nachgeliefert: Der unbefangene Leser muß bei der Lektüre des Buches den Eindruck gewinnen, daß die gesamte deutsche Kultur bis zur nationalsozialistischen Revolution nur von den Juden getragen worden sei. Der Leser erhält ein ganz falsches Bild über die wahre Betätigung, insbesondere die zersetzende Tätigkeit der Juden in der deutschen Kultur.1

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Notizen

  1. Juden im deutschen Kulturbereich. Ein Sammelwerk, hg. v. Siegmund Kaznelson, Berlin 21959, S. XVI

    Google Scholar 

  2. Am deutlichsten wird dies natürlich in eher populär gehaltenen Studien wie z.B. Verena von der Heyden-Rynsch, Europäische Salons. Höhepunkte einer versunkenen weiblichen Kultur, München 1992

    Google Scholar 

  3. wie ich an anderer Stelle ausführlich zeige, ist auch wissenschaftliche Literatur durchaus nicht frei von dieser Tendenz, vgl. Der Mythos vom Salon. ‚Rahels Dachstube‘ als historische Fiktion, in: Salons der Romantik Beiträge eines Wiepersdorfer Kolloquiums zu Theorie und Geschichte des Salons, hg. v. Hartwig Schultz, Berlin/New York 1997, S. 213–234

    Google Scholar 

  4. einen guten Überblick bietet Peter Seibert, Der literarische Salon. Ein Forschungsüberblick, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, 3. Sonderheft 1992, S. 159–220

    Google Scholar 

  5. die wichtigsten Studien der letzten Jahre sind Deborah Hertz, Jewish High Society in Old Regime Berlin, New Haven and London 1988 (deutsche Ausgabe: Die Salons um 1800. Jüdische High-Society im alten Berlin, Frankrurt/Main 1991

    Google Scholar 

  6. Petra Wilhelmy, Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert (1780–1914), Berlin und New York 1989

    Book  Google Scholar 

  7. Peter Seibert, Der literarische Salon. Literatur und Geselligkeit zwischen Aufklärung und Vormärz, Stuttgart 1993

    Google Scholar 

  8. vgl. Wilhelm von Humboldts Briefe an Karl Gustav von Brinckmann, hg. und erl. v. Albert Leitzmann, Leipzig 1939

    Google Scholar 

  9. Briefe von und an Friedrich von Gentz. Auf Veranlassung und mit Unterstützung der Wedekind-Stiftung zu Göttingen hg. v. Friedrich Carl Wittichen, Bd. II: Briefe an und von Carl Gustav von Brinckmann und Adam Müller, München/Berlin 1910

    Google Scholar 

  10. Briefe von Karl Gustav v. Brinckmann an Friedrich Schleiermacher, hg. v. Heinrich Meisner und Erich Schmidt (Mitteilungen aus dem Literaturarchiv 6), Berlin 1912

    Google Scholar 

  11. Rahel-Bibliothek. Rahel Varnhagen. Gesammelte Werke, 10 Bde., hg. v. Konrad Feilchenfeldt, Uwe Schweikert und Rahel E. Steiner, München 1983 (in der Folge als GW abgekürzt), hier GW I, S. 256f.

    Google Scholar 

  12. vgl. die eindringliche Analyse von Günter Oesterle, Juden, Philister und romantische Intellektuelle. Überlegungen zum Antisemitismus in der Romantik, in: Athenäum. Jahrbuch für Romantik (1992), S. 55–90

    Google Scholar 

  13. Die ausführlichste Studie zu diesem Fragenkomplex ist Peter Gradenwitz, Literatur und Musik in geselligem Kreise, Stuttgart 1991, vor allem das Kapitel Musik im Salon und Salonmusik, S. 175–261.

    Google Scholar 

  14. vgl. dazu die ausgezeichneten Studien von Peter Wollny, Sara Levy and the Making of Musical Taste in Berlin, in: Musical Quaterly 77 (1993), S. 651–688 und Abschriften und Autographen, Sammler und Kopisten, in: Bach und die Nachwelt. Bd. 1: 1750–1850, hg. v. Michael Heinemann und Hans-Joachim Hinrichsen, Laaber 1997, S. 27–62, besonders S. 54

    Article  Google Scholar 

  15. Ludwig Rellstab berichtet in seinen Erinnerungen von Privatkonzerten, die allerdings erst nach 1806 stattfanden. Sein Vater habe diese zusammen mit dem Grafen Lehndorf, welcher sehr geschickt das Fagott blies, und der fertigen Clavier Spielerin Sara Levy organisiert: Beide hatten den Wunsch öfters mit Orchester zu spielen, und so vereinigten sie sich mit meinem Vater, um die Kosten dafür gemeinschaftlich zu tragen. Diese Concerte fanden in unserer ganz dazu eingerichteten Wohnung, wo zwei ansehnliche Säle, jeder von vier Fenstern Front, aneinander stießen, in den Abendstunden von 6–9 Uhr statt. Sara Levy habe bei diesen Gelegenheiten nur Sebastian und Philipp Emmanuel Bach gespielt; vgl. Ludwig Rellstab, Aus meinem Leben, 2 Bde, Berlin 1861, Bd. I, S. 117

    Google Scholar 

  16. vgl. die geradezu kanonisch gewordene Salonskizze Rahel Levin und ihre Gesellschaft. Gegen Ende des Jahres 1801. (Aus den Papieren des Grafen S****.), in: Karl August Varnhagen von Ense, Vermischte Schriften, Bd. 19, Leipzig 1876, S. 158–182; die Authentizität dieser Skizze ist sehr umstritten, vgl. Barbara Hahn, a.a.O., S. 223–226

    Google Scholar 

  17. vgl. Rahels erste Liebe. Rahel Levin und Karl Graf von Finckenstein in ihren Briefen, hg. v. Günter de Bruyn, Frankfurt/Main 1986

    Google Scholar 

  18. Friedrich Schlegel, Kritische Ausgabe, hg. v. Ernst Behler unter Mitwirkung anderer Fachgelehrter. Paderborn/München/Wien 1961ff., Bd. 23, S. 62–65; nach der Handschrift in der Sammlung Varnhagen, Krakau, Kasten 227 revidiert

    Google Scholar 

  19. Leider kann hier nicht diskutiert werden, inwieweit Rahel Levin an den Reflexionen zeitgenössischer Autoren anknüpft. In den mir bekannten Briefen und Notizen lassen sich keine Lektüren der entsprechenden Schriften nachweisen. E.T.A. Hoffmann beispielsweise wird nur als Autor literarischer Texte wahrgenommen, die durchweg negativ beurteilt werden. Es geht hier nur darum, die ungewöhnliche Verbindung musiktheoretischer Gedanken mit Strategien der Akkulturation aufzuzeigen. Zur romantischen Musiktheorie vgl. Barbara Naumann, Musikalisches Ideeninstrument. Das Musikalische in Poetik und Sprachtheorie der Frühromantik, Stuttgart 1990

    Google Scholar 

  20. Die Sehnsucht der Sprache nach der Musik Texte zur musikalischen Poetik um 1800, hg. v. Barbara Naumann, Stuttgart 1994

    Google Scholar 

  21. Christine Lubkoll, Mythos Musik Poetische Entwürfe des Musikalischen in der Literatur um 1800, Freiburg 1995

    Google Scholar 

  22. Rahel Levin Varnhagen, Briefwechsel mit Pauline Wiesel, hg. v. Barbara Hahn unter Mitarbeit von Birgit Bosold, München 1997, S. 425

    Google Scholar 

  23. Friedrich Nietzsche, Nietzsche contra Wagner, in: Friedrich Nietzsche, Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe, 15 Bde., hg. v. Georgio Colli und Manzino Montinari, München 1988, Bd. VI, S. 423

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Beatrix Borchard Monika Schwarz-Danuser

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1999 Springer-Verlag GmbH Deutschland

About this chapter

Cite this chapter

Hahn, B. (1999). Häuser für die Musik. In: Borchard, B., Schwarz-Danuser, M. (eds) Fanny Hensel geb. Mendelssohn Bartholdy. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04298-9_1

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04298-9_1

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-45204-7

  • Online ISBN: 978-3-476-04298-9

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

Publish with us

Policies and ethics