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’The Winning of the West’

Der Mythos des Amerikanischen Westens

  • Chapter
Männerblicke
  • 61 Accesses

Zusammenfassung

Die Suche nach den historischen Spuren ’amerikanischer Männlichkeit’ führt unweigerlich zum Symbolraum des Westens. Wie kein anderer Bereich hat der Westen über Jahrhunderte hinweg das kulturelle Bewußtsein Amerikas geprägt. In der dominanten Rhetorik war der Westen von jeher als Verkörperung des amerikanischen ’Geistes’ und des amerikanischen Traumes angesehen worden. Dabei ist jedoch zu beachten, daß stets zwei verschiedene Bilder vom Westen in der amerikanischen Kultur existierten: einerseits der ’reale’, topographische Westen, andererseits der fiktionale, mythologische Westen. Diese beiden Images vom Westen sollen im folgenden näher untersucht und -- am Beispiel von Owen Wisters Roman The Virginian (1902) -- auf ihren kulturellen und historischen Gehalt hin ’abgeklopft’ werden.

[T]he real reason for the Roosevelt cult was not the man but the needs and dreams of his culture.

Roderick Nash, The Call of the Wild, 1970, 9

It was now the Virginian’s turn to bet, or leave the game, and he did not speak at once. Therefore Trampas spoke. ’Your bet, you son-of-a ---.’ The Virginian’s pistol came out, and his hands lay on the table, holding it unaimed. And with a voice as gentle as ever […], he issued his orders to the man Trampas: ---’ ’When you call me that, smile.’ And he looked at Trampas across the table.

Owen Wister, The Virginian, 1902, 29

’Hush! Talk to me no more of mercy or religion -- after to-day. To-day this strange coming of Lassiter left me still a man, and now I’ll die a man! … Give me my guns.’

Zane Grey, Riders ofthe Purple Sage, 1912, 17

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Notizen

  1. Die Trennlinie zwischen Nord und Süd komplettiert die Trennlinie zwischen Ost und West, die in dem Roman verhandelt wird. So trifft der Virginier als Angehöriger eines ehemals konföderierten Südstaates und zugleich Träger der alten Frontier-Werte auf die Enkelin eines Yankee-Generals, die wiederum aus dem Osten stammt. Das Ergebnis ist, wie Ostendorf feststellt, die Gründung einer neuen ’all-American family’ (1984, 281). Die Person des Virginiers ist metaphorisch in sich gespalten: Einerseits verfiigt er über die ritterlichen Tugenden eines Südstaatlers, andererseits versinnbildlicht er nordstaatli-chen ’yankee wit’. „The Western hero”, stellt Kevin White in bezug auf diese Figur fest, „was always a gentleman but was also ’untamed’ and a ’primal savage’” (1993, 11). Und Lois Banner konstatiert bei Wisters Cowboyheld „an element of dandyism”, wodurch er quasi zu einem „gentleman of the chivalric sort” stilisiert werde (1983, 247). Auch in den übrigen Figuren spiegelt sich der Gedanke der ’all-American family’ synekdochisch wider. So beschreibt Wister die anderen Cowboys auf der Ranch mit folgenden Worten: „There was Honey Wiggin; there was Nebrasky, and Dollar Bill, and Chalkeye. And they came from farms and cities, from Maine and from California. But the romance of American adventure had drawn them all alike to this great playground of young men” (Vir, 66). Das Bemühen, die unterschiedlichste Aspekte der damaligen Lebensrealität zu repräsentieren, läßt Wisters Roman gleichsam zu einer hegemonialen Projektionsfläche des damals dominanten amerikanischen Wirklichkeitserlebens werden, nur daß dieses Wirklichkeitserleben fast ausschließlich vom männlichen Blick dominiert ist. Während der Virginier den Typus des schweigsamen Überhelden gibt, repräsentieren die anderen Rancharbeiter (mit Ausnahme von Trampas) „average rough male blood” (Vir, 173), egal aus welchen Teilen Amerikas sie kommen. Die Union der Figurenperspektiven führt im Text zu einer Union der Leseperspektiven, die stark am männlichen Blick ausgerichtet ist. Von dieser Union ist lediglich die out/aw-Figur Trampas ausgeschlossen.

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  2. Dieses Muster Iäßt sich auch bei Frank Norris feststellen, der, nach seiner Harvard-Zeit 1894–95 in sich das Gefühl entdeckte, wieder in den Westen zu müssen. „He found himself in the East. He had to become a man. He faced West” (Johnson 1962, 95).

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  3. Eine ähnliche Metaphorik findet sich bei Charles Stoddard, der Roosevelt einmal als „a victim of progressive insanity” beschrieb; Roosevelt wird hier als Tobsüchtiger charakterisiert, der wohl im Irrenhaus enden würde (in: Austen 1991, 165). Zweifel an Roosevelts mentaler Gesundheit äußerte auch der spätere US-Präsident Woodrow Wilson zu mehreren Gelegenheiten (vgl. Lewis & Pederson 1992, 245).

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  4. Der Roman konstruiert den Virginier gezielt als eine übermenschliche -- und dabei stets ’maskuline’ -- Figur. „[T]he giant”, wird er an mehreren Stellen genannt (Vir, 4). Aus dem neo-romantischen Szenario zwischen Gut und Böse geht der Virginier als strahlender Garant für Recht und Frieden hervor. Er ist der Grenzertyp, der die Verderbtheit der anderen nicht nur erkennt und bekämpft, sondern auch Gesetzlosigkeit zu Gesetzmäßigkeit umwandeln kann. Edwin H. Cady hat ihn daher als „a godlike hero” bezeichnet, der das Gesetz „with irresistible force without reflex upon him” durchzusetzen bereit ist. „He is superhuman” (Cady 1971, 172).

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Brandt, S.L. (1997). ’The Winning of the West’. In: Männerblicke. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04285-9_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04285-9_6

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-45190-3

  • Online ISBN: 978-3-476-04285-9

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