Zusammenfassung
Im Laufe der 40er Jahre spitzte sich die soziale Problematik in Deutschland mehr und mehr zu. Im Jahre 1800 hatte in Deutschland 75 Prozent der Bevölkerung in der Land- und Forstwirtschaft gearbeitet; 50 Jahre später waren es noch immer 60 Prozent, während in Frankreich und England schon sehr viel entschiedenere Schritte der Industrialisierung getan worden waren. In Preußen hatten Agrarreformen, die eigentlich adlige Herrschaftsrechte beseitigen sollten, dazu geführt, daß viele Bauern infolge der als Preis für die Aufhebung der Erbuntertänigkeit zu leistenden finanziellen oder Land-Entschädigung über keine ausreichende Existenzgrundlage mehr verfügten und ein Landproletariat entstand. Im Süden, besonders in Österreich, führte “das tradierte Realteilungs-system zu einer heillosen Zersplitterung des Landbesitzes, so daß schließlich der soziale Abstand zwischen Bauer, Kleinbauern und landlosen Untertanen gleitend wurde.”1 Dem rasanten Anwachsen der europäischen Bevölkerung — von 1800 bis 1850 gab es eine Steigerung um ca. 40 Prozent von 188 auf 267 Millionen Menschen — folgte in Deutschland keine entsprechende Zahl von Arbeitsplätzen, da die deutsche Industrialisierung im Vergleich zu England und Frankreich eben erst am Beginn stand. Eine Welle des Pauperismus überrollte die Länder des Deutschen Bundes:
“Analog zum Landproletariat entstand eine handwerkliche und frühindustrielle Unterschicht, deren soziale Lage durch extrem lange Arbeitszeiten, durch minimale Löhne. mangelnde Krankheits-, Alters- und Invalidenvorsorge, miserable Wohnverhältnisse sowie den faktischen Zwang zur Mitarbeit von Frauen und Kindem gekennzeichnet ist. Erst 1839 gab es bescheidene Ansätze zu einer Arbeiterschutzgesetzgebung […]. Weil ein effektives Kontrollsystem fehlte, waren jedoch selbst […] Minimalvorschriften oft nicht mehr wert als das Papier, auf dem sie niedergesehrieben worden waren.” 2
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Endnoten
Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1800–1866. Bürgerwelt und starker Staat. München 1983, S. 596.
Zeitgenössische Flugschrift: “Die drei Tage in Wien, oder Die Entfernung des alten Übels, den 13. 14. und 15. März 1848. Zit. nach: Helmut Berding: Die deutsche Revolution von 1848/49. Tempora. Quellen zur Geschichte und Politik. Hrsg. von Peter Alter und Erhard Rumpf in Verbindung mit Hermann Körner und Hans Tümmler, S. 30.
Günther Kraft: Zur Neuherausgabe der Oper “Regina” von G. A. Lortzing. In: Lortzing: Regina. Nach dem Autograph für die Bühne herausgegeben und bearbeitet von Wilhelm Neef. Vollständiger Klavierauszug mit Text und Dialog. Leipzig o.J., S. 5.
Vgl. Didion, Robert: Regina. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Dahlhaus u.a., a.a.O. 1989, S. 576.
Heinrich Bulthaupt: Czaar und Zimmermann. Textlich und musikalisch erläutert. Leipzig o.J., S. 7.
Ludwig Finscher: Aubers La Muette de Portici und die Anfänge der Grand-opéra. In: Festschrift für Heinz Becker. Hrsg. von Jürgen Schläder. Laaber 1982, S. 99.
Vgl. Fritz Racek: Einiges über Lortzings Tätigkeit am Theater an der Wien. In: Symbolae historiae musicae. Hellmut Federhofer zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Friedrich Wilhelm Riedel und Hubert Unverricht. Mainz 1971, S. 249.
Friedrich Schiller: Das Lied von der Glocke. In: Werke. Bd. 2. Nationalausgabe. Hrsg. von Siegfried Seidel. Weimar 1980, S. 227. (Hervorhebungen von der Verf.)
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Fischer, P. (1997). Die Kunst und die Revolution. In: Vormärz und Zeitbürgertum. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04260-6_7
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