Zusammenfassung
Kategorisierung zeugt vom Mangel an Unterscheidungsvermögen. Alles ist überall anders. An sich gibt es nichts. Hubert Fichte weiß das. Er hat ästhetisch darauf reagiert und ein Werk vorgelegt, das eine Hymne auf qualitative Differenzen ist. Das konnte er tun, weil er zu gesellschaftlichen Ein-Bindungen und kulturellen Absprachen derart vollständig auf Distanz gegangen war, daß er seinen Außenseiterstatus als Chance begreifen konnte, die Ordnung von der Peripherie aus zu kritisieren. Sein Status machte eine andere Zukunft möglich: eine unbestimmbare, offene Zukunft, die nichts gemein hat mit den gesellschaftlichen Utopien, die Literatur immer wieder als prophetische Verlängerung der Gegenwart ausgefabelt hat. Fichte entdeckt jenseits der ideologischen Teleologie, die Zeit nur als Gerade des Fortschritts, Gegenwart nur auf Zukunft hin zu denken vermag, das Phantastische. Im Alltag. Er gehört deshalb zu den „großen Apologeten der Erscheinung“, von denen Valéry gelegentlich Goethes gesagt hat, sie richteten die Meisterschaft ihrer „umfassenden Einbildungskraft auf die Untersuchung und Darstellung der sinnlich wahrnehmbaren Welt“.1
Die Welle von miesen Strichern könnte Marokko erspart bleiben, wenn man Tourismus als etwas Erotisches auffassen würde. (Alte Welt, 291)
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Notizen
Paul Valéry: Man sagt Goethe, so wie man Orpheus sagt. In: Paul Valéry: Zur Literatur [Frankfurter Ausgabe, Bd. 7, hrsg. v. Jürgen Schmidt-Radefeldt]. Frankfurt am Main 1989, S. 150–160, hier S. 154.
Hubert Fichte: Tagebuch. Materialien für Afrika. Aids. Sahel. Der erste Mensch — 1985. In: Der Rabe 34. Zürich 1992, S. 74.
Josef Winkler: Menschenkind. Frankfurt am Main 1979, S. 93.
Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. Hrsg. v. Karl Schlechta. München 1966, Bd. 1, S. 439.
Vgl. Torsten Teichert: „Herzschlag aussen“. Die poetische Konstruktion des Fremden und des Eigenen im Werk von Hubert Fichte. Frankfurt am Main 1987, S. 105–133.
Ernst Jünger: Das abenteuerliche Herz. Erste Fassung. Stuttgart 1987 [1929], S. 97.
Léon Bloy: Der beständige Zeuge Gottes. Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk. Hrsg. v. Raïssa und Jacques Maritain. Salzburg 1953, S. 221.
Gert Mattenklott: Hubert Fichte: Erotologie als Form. In: Hartmut Böhme / Nikolaus Tiling (Hg.): Leben, um eine Form der Darstellung zu erreichen. Studien zum Werk Hubert Fichtes. Frankfurt am Main 1991, S. 70–82, S. 71.
Otto Weininger: Taschenbuch und Briefe an einen Freund. Leipzig, Wien 1920, S. 39.
Vgl. Louis Aragon: Vorwort. In: ders.: Libertinage, die Ausschweifung. Stuttgart 1973, S. 11.
Vgl. Manfred Sommer: Evidenz im Augenblick. Eine Phänomenologie der reinen Empfindung. Frankfurt am Main 1987, S. 207.
Friedrich Schlegel: Literarische Notizen 1797–1801 / Literary Notebooks. Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1980, S. 137.
Novalis: Werke und Briefe in einem Band. Hrsg. v. Alfred Kelletat. München 1968, S. 423.
Hartmut Böhme: Hubert Fichte. Riten des Autors und Leben der Literatur. Stuttgart 1992, S. 388.
Jean-François Lyotard: Ökonomie des Wunsches. Bremen 1984, S. 47.
Djuna Barnes: Nightwood. With an introduction by T. S. Eliot. London, Boston (Faber and Faber) 1979, S. 181.
Manfred Sommer: Evidenz im Augenblick. Eine Phänomenologie der reinen Empfindung. Frankfurt am Main 1987, S. 10.
Oskar Negt, Alexander Kluge: Geschichte und Eigensinn. Frankfurt am Main 1981, S. 714.
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Linck, D. (1995). „Nun ist alles anders.“ Über Hubert Fichtes Reise-Begehren. In: Böhme, H., Tiling, N. (eds) Medium und Maske. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04238-5_2
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