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„Nun ist alles anders.“ Über Hubert Fichtes Reise-Begehren

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Zusammenfassung

Kategorisierung zeugt vom Mangel an Unterscheidungsvermögen. Alles ist überall anders. An sich gibt es nichts. Hubert Fichte weiß das. Er hat ästhetisch darauf reagiert und ein Werk vorgelegt, das eine Hymne auf qualitative Differenzen ist. Das konnte er tun, weil er zu gesellschaftlichen Ein-Bindungen und kulturellen Absprachen derart vollständig auf Distanz gegangen war, daß er seinen Außenseiterstatus als Chance begreifen konnte, die Ordnung von der Peripherie aus zu kritisieren. Sein Status machte eine andere Zukunft möglich: eine unbestimmbare, offene Zukunft, die nichts gemein hat mit den gesellschaftlichen Utopien, die Literatur immer wieder als prophetische Verlängerung der Gegenwart ausgefabelt hat. Fichte entdeckt jenseits der ideologischen Teleologie, die Zeit nur als Gerade des Fortschritts, Gegenwart nur auf Zukunft hin zu denken vermag, das Phantastische. Im Alltag. Er gehört deshalb zu den „großen Apologeten der Erscheinung“, von denen Valéry gelegentlich Goethes gesagt hat, sie richteten die Meisterschaft ihrer „umfassenden Einbildungskraft auf die Untersuchung und Darstellung der sinnlich wahrnehmbaren Welt“.1

Die Welle von miesen Strichern könnte Marokko erspart bleiben, wenn man Tourismus als etwas Erotisches auffassen würde. (Alte Welt, 291)

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Notizen

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Hartmut Böhme Nikolaus Tiling

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Linck, D. (1995). „Nun ist alles anders.“ Über Hubert Fichtes Reise-Begehren. In: Böhme, H., Tiling, N. (eds) Medium und Maske. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04238-5_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04238-5_2

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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