Zusammenfassung
Bekanntlich gehört Charles Sealsfield zu den geheimnisvollsten Persönlichkeiten der neueren deutschsprachigen Literaturgeschichte. Es ist nicht nur, daß es Leerstellen in seiner Biographie gibt. Die gibt es in allen Biographien. Nur ändert sich ihre verhältnismäßige Tragweite von Fall zu Fall. Eine Besonderheit ist es auch nicht, daß er eine fiktiv konstruierte Persönlichkeit zwischen sich und uns stellt. Das ist keineswegs unter Schriftstellern selten, von notorischen Fällen wie dem Heines bis zu subtilen wie dem Goethes. Auffallend ist vielmehr, daß es, obwohl wir nicht völlig ohne Informationen dastehen, so schwierig bleibt, sich überhaupt ein Bild von dem Lebenslauf Sealsfields zu machen. In nicht wenigen Beziehungen ist sein Leben nicht nur schwer verständlich, sondern schlicht unerklärlich. Beispiele ließen sich unschwer aufhäufen; mich berührt diese Sachlage besonders an drei Punkten:
Irritierend ist zunachst, daß Sealsfield, der ausdrucksreich und fließend geschriebene Bücher auf englisch veröffentlichen konnte, manchmal ein so stilloses und stellenweise unbeholfenes Englisch in seinen Privatbriefen schreibt, und das auch relativ spät im Leben. Zwar ist anzunehmen, daß seine englischsprachigen Werke im Verlag stark lektoriert worden sind; trotzdem bleibt die Disparität auffallend.31
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Notizen
S. Karl J. Arndt, Sealsfield’s Command of the English Language, in: Modern Language Notes 67 (1952), S. 310–313. Die angeführten Zeugnisse beheben das Rätsel keineswegs.
Eduard Castle, Der große Unbekannte. Das Leben von Charles Sealsfield (Karl Postl), Wien-München 1952, S. 636f.
Kurt Benesch, Die vielen Leben des Mister Sealsfield, Wien 1966.
Scott Abbott, Fiction and Freemasonry. Freemasonry and the German Novel, Detroit 1991, S. 91.
Walter Grünzweig, Das demokratische Kanaan. Charles Sealsfields Amerika im Kontext amerikanischer Literatur und Ideologie, München 1987, S. 43.
Franz Schüppen, Charles Sealsfield, in: Zur Literatur der Restaurationsepoche 1815–1848. Forschungsreferate und Aufsätze, hrsg. v. Jost Hermand und Manfred Windruhr, Stuttgart 1970, S. 313f.
Zur wechselvollen Geschichte der Protokolle: Herman Bernstein, The History of a Lie: „The Protocols of the Wise Men of Zion“. New York 1921;
Norman Cohn. Warrant for Genocide. The Myth of the Jewish World-Conspiracy and the Protocols of the Elders of Zion, Harmondsworth 1970;
zum Ursprung der Protokolle in einem deutschen Trivialroman, Volker Neuhaus, Der zeitgeschichtliche Sensationsroman in Deutschland 1855–1878. „Sir John Retcliffe“ und seine Schule. Berlin 1980.
J. M. Roberts, The Mythology of the Secret Societies, New York 1972;
Jacob Katz, Jews and Freemasons in Europe 1723–1939, Cambridge (USA) 1970;
Johannes Rogalla von Bieberstein. Die These von der Verschwörung 1776–1945. Philosophen, Freimaurer, Juden, Liberale und Sozialisten als Verschwörer gegen die Sozialordnung, Bern-Frankfurt/M.. 1976.
J. C. Bluntschli, Denkwürdiges aus meinem Leben. Erster Teil. Die schweizerische Periode 1808–1848, Nördlingen 1884, S. 395f.
Zu Bluntschlis freisinniger Wirksamkeit als Freimauerer vgl. Bruno Peters, Die Geschichte der Freimaurerei im Deutschen Reich 1870–1933, Berlin o. J., S. 34–36, 65.
Julius Fröbel, Ein Lebenslauf. Aufzeichnungen, Erinnerungen und Bekenntnisse, Stuttgart 1890–1891@@, Bd. 1, S. 73.
Roberts, The Mythology of the Secret Societies, S.62: „The difficult) with which future defenders of the Craft would have to grapple was a general one: the impression of impenetrable mystery generated by talk about secrets.“ Dieses Problem war brisanter in Frankreich und Deutschland als in England: Michael Voges. Aufklärung und Geheimnis. Untersuchungen zur Vermittlung von Literatur-und Sozialgeschichte am Beispiel der Aneignung des Geheimbundmaterials im Roman des späten 18. Jahrhunderts, Tübingen 1987, S.78.
Vgl. auch Hans-Heinrich Solf, Die Funktion der Geheimhaltung in der Freimauerei, in: Geheime Gesellschaften, hrsg. v. Peter Christian Ludz, Heidelberg 1979, S. 43–49.
Germaine de Staël, De l’Allemagne, bearb. von Simone Balayé, Paris 1968, Bd.2, S. 288.
Rogalla von Bieberstein, Die These von der Verschwörung, S. 185.
Vgl. auch Reinhart Koselleck, Kritik und Krise. Ein Beitrag zur Pathogenese der bürgerlichen Welt, Freiburg 1959, S. 61.
Robert Freke Gould, The History of Freemasonry, Bd. 3, London 1887, S. 288.
Joseph II und die Freimaurer im Lichte zeitgenössischer Broschüren, hrsg. v. Helmut Reinalter, Wien-Köln-Graz 1987, S. 25f.
Edward Pessen, Jacksonian America. Society, Personality and Politics, Urbana und Chicago, 1985, S. 282.
Dorothy Ann Lipson, Freemasonry in Federalist Connecticut, Princeton 1977, S. 47.
Robert V. Remini, The Life of Andrew Jackson. New York 1988, S. 44.
Zu Poinsett s. William R. Manning, Poinsett’s Mission to Mexico. A Discussion of his Interference in International Affairs, in: American Journal of International Law 1 (1913), S. 781–822;
Manning, Early Diplomatic Relations Between the United States and Mexico, Baltimore 1916, S. 190–205, 349–77;
Herbert Everett Putnam, Joel Roberts Poinsett, A Political Biography, Washington, D.C. 1935.
Harold Jantz, Charles Sealsfield’s Letter to Joel R. Poinsett, in: Germanic Review 27(1952), S. 159.
Michael Ross. The Reluctant King. Joseph Bonaparte, King of the Two Sicilies and Spain, London 1976, S. 34f.
Paul Goodman, Towards a Christian Republic. Antimasonry and the Great Tradition in New England, 1820–1836, New York-Oxford 1988, S. 36, 82.
Ray Allen Billington, The Protestant Crusade 1800–1860. A Study of the Origins of Modern Nativism, Gloucester, Mass. 1963, S. 41.
George A. Lipsky, John Quincy Adams. His Theory and Ideas. New York 1950, S. 269;
Samuel Flagg Bemis, John Quincy Adams and the Union, New York 1956, S. 273–304.
Günter Schnitzler, Erfahrung und Bild. Die dichterische Wirklichkeit des Charles Sealsfield (Karl Postl), Freiburg 1988, S. 191f, Anm. 77.
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Sammons, J.L. (1995). Charles Sealsfield und das Freimaurertum: Mehr Fragen als Antworten. In: Schüppen, F.B. (eds) Neue Sealsfield-Studien. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04219-4_2
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