Zusammenfassung
Aretinos Name diente den Franzosen im 18. Jahrhundert als Synonym für Pornograph. Viele erotische Romane der Zeit nennen den Verfasser der Sonetti lussuriosi als Choreographen des Liebesspiels. Der Nachhall dieses Ruhms ist bis in unsere Tage gedrungen, so daß man eine große Verbreitung seiner Werke unterstellt, obwohl sie — abgesehen von den Sonetten — zwischen 1660 und 1800 nicht aufgelegt wurden. Selbst zwei aktuelle Studien wiederholen diesen Irrtum. So behauptet Goulemot, «que le XVIIe siècle ait […] traduit et retraduit, sans jamais se lasser, l’Ardtin».1 Übersetzt wurden jedoch nur einige der religiösen Schriften, sowie einer der sechs Teile der Ragionamenti. Noch unzutreffender ist die Äußerung von Dubost, daß «Aretinos Werk im Laufe des 18. Jahrhunderts ständig neue Übersetzungen erleben [sic]».2 Trotz ausführlicher Recherchen in den großen Bibliotheken ließ sich nicht eine einzige nachweisen. Der Mythos um die Figur des Autors, der bis heute zu derartigen Fehleinschätzungen verleitet, liegt zweifellos in seiner faszinierenden Vita begründet, die ihn schon zu Lebzeiten legendär machte und die meisten Monographien mehr oder weniger stark beeinflußte.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Notizen
Goulemot, Jean Marie: Ces livres qu’on ne lit que d’une main. Lecture et lecteurs de livres pomographiques au XVIIIe siècle. Aix-en-Provence 1991, S. 23f.
Dubost, Jean-Pierre: Eros und Vernunft. Literatur der Libertinage. Frankfurt/M. 1988, S. 37.
Vgl. Burckhardt, Jakob: Die Kultur der Renaissance in Italien. Hrsg. v. Konrad Hoffmann. Stuttgart 111988.
Lorenzoni, Piero: Erotismo e pornografia nella letteratura italiana. Storia e antologia. Mailand 1976, S. 18.
Beutin, Wolfgang: Sexualität und Obszönität. Eine literaturpsychologische Studie über epische Dichtung des Mittelalters und der Renaissance. Würzburg 1990, stellt ausführlich dar, wie wenig konkrete Ergebnisse die Forschung auf diesem Gebiet bislang liefern konnte.
Damton, Robert: Édition et sédition. Paris 1991.
Planhol, René: Les Utopistes de l’Amour. Paris 1921.
Henriot, Émile: Les livres du second rayon. Paris 1926.
Alexandrian, Sarane: Les libérateurs de l’amour. Paris 1977.
Rights and permissions
Copyright information
© 1994 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Fischer, C. (1994). Einleitung. In: Education érotique. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04211-8_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04211-8_1
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-45054-8
Online ISBN: 978-3-476-04211-8
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)