Zusammenfassung
Was Koselleck insgesamt als Kennzeichen der Aufklärung hervorhebt — die Moralisierung der Politik und die sich daraus ergebende Politisierung der moralischen Kritik — kann am speziellen Fall des ‘Don Carlos’ eindrucksvoll gezeigt werden. Auch hier wird die Politik vor den “Richterstuhl” der Moral zitiert und dort schließlich verurteilt.
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Endnoten
Helmut Koopmann, Schiller Forschung 1970–1980. Ein Bericht, Stuttgart 1982, S. 81–94, hier S. 87. Koopmann meint im ‘Don Carlos’ das vorrangige Thema des bürgerlichen Trauerspiels — die Gefährdung und Auflösung der bürgerlichen Familie — wiedererkennen zu können; vgl. Helmut Koopmann, Don Karlos, in: Schillers Dramen. Neue Interpretationen, hrsg. von Walter Hinderer, Stuttgart 1979, S. 87–108, hier insbes. S. 100ff. Die Plazienmg des Dramas im Bereich des Adels hat für ihn allein ästhetisch-dramatische Implikationen und Gründe, denn Adel erscheint ihm als eine “allgemeinere, grundsätzlichere” Kategorie als das Bürgertum (vgl. ebenda, S. 1051), so daß das “alte Thema der gefährdeten Familie (hier auf der) Ebene der hohen Tragödie” erscheinen kann (ebenda, S. 100). Koopmann übersieht, daß die Familie Philipps des Zweiten nicht eine Familie in der Tradition der Familien des bürgerlichen Trauerspiels sein kann, eben weil sie eine adlige Familie ist, die qua ihrer gesellschaftlichen Stellung öffentlich und damit politisch ist. Die scheinbar “privaten” Auseinandersetzungen zwischen Vater und Sohn, Ehemann und Ehefrau, Sohn und Stiefmutter haben — das zeigt das Drama — unmittelbar politische Folgen. Wenn eine Trennung von Politik und Familie, öffentlicher und privater Sphäre im Bereich der Darstellung des entstehenden Bürgertums des 18. Jahrhunderts durchaus sinnvoll ist, so führt die Transponierung dieses Motivs auf den Bereich des Adels im absolutistischen Spanien zu krassen Fehleinschätzungen
Vgl. Paul Böckmann, Schillers ‘Don Carlos’. Edition der ursprünglichen Fassung und entstehungsgeschichtlicher Kommentar, Stuttgart 1974, S. 386 sowie S. 438f.
Herbert Kraft, Um Schiller betrogen, S. 85; vgl. auch Wilfried Baur, Rückzug und Reflexion in kritischer und aufklärerischer Absicht. Schillers Ethik und Asthetik und ihre künstlerische Gestalt im Drama, Frankfurt/Main 1987, S. 142.
Klaus Bohnen, Politik im Drama. Anmerkungen zu Schillers ‘Don Carlos’, in: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft XXIV (1980), hrsg. von Fritz Martini, Walter Müller-Seidel, Bernhard Zeller, Stuttgart 1980, S. 15–31, hier S. 21.
Vg1. Rainer Blesch, Drama und wirkungsästhetische Praxis. Zum Problem der ästhetischen Vermittlung bei Schiller, Stuttgart 1978, insbes. S. 154f.
Pierre Grappin, Schillers Optimismus, in: Schiller in unserer Zeit. Beiträge zum Schillerjahr 1955, hrsg. vom Schiller-Komitee, Weimar 1955, S. 219–226, hier S. 223.
Gerolf Fritsch, Schillers ‘Don Carlos’. Familientragödie oder Staatsdrama? Fine literatursoziologisch orientierte Unterrichtsreihe, in: Projekt Deutschunterricht 7, Literatur der Klassik I — Dramenanalysen, hrsg. von Heinz Ide (u.a.), Stuttgart 1974, S. 68–124, hier S. 95.
Walter Schulz, Zum Problem des Todes, in: Der Tod in der Moderne, hrsg. von Hans Ebeling, Frankfurt/Main 1984, S. 166–183, bier S. 179.
Vgl. Ibel, Schiller. Don Carlos, S. 25 und 31; sowie Bellermann, S. 289ff; Max Kommerell, Schiller, in: M. K., Der Dichter als Führer in der deutschen Klassik. Klopstock-Herder-Goethe-Schiller-Jean Paul-Hölderlin, Frankfurt/Main 1940, S. 175–303, hier S. 200.
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Beyer, K. (1993). ‘Don Carlos’. In: „Schön wie ein Gott und männlich wie ein Held“. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04199-9_7
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