Zusammenfassung
Wer seinen Lebenslauf als einen Linearitätszwang des Zeitvergehens und Sterbenmüssens erfährt und aus dieser negativen Erfahrung heraus eine zyklische Konzeption der Zeit für den einzigen, potentiell hoffnungsvollen Ausweg aus der linearen Temporalität ansieht, der wird eine solche Erwartung von Rückläufen und Wiederholungen wie selbstverständlich auf die Natur projizieren und im Wahrnehmen eines ewigen Kreislaufs des Werdens und Vergehens in der Schöpfung seine Bestätigung suchen. Mit der Polarisierung der Textwelt des Lübecker Festspiels durch diese Begriffsopposition des Werdens und Vergehens entspricht Jahnn durchaus dem dualistischen Geist der Kultur in der Weimarer Republik, bei der sich das weit verbreitete Gefühl, in einer Übergangsepoche zu leben, in einer Fülle von Sprachbildern ausdrückte, welche bevorzugt „die Gegensätze im Natur-und Lebensrhythmus repräsentieren.“ [Vondung 1988: 276] Auch in zeitgenössischen bildnerischen Darstellungen des Totentanzthemas spiegelt der Antagonismus des Werdens und Vergehens sich wider. [Vgl. Kasten 1986: 92–95]
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Walitschke, M. (1994). Werden und Vergehen. In: Hans Henny Jahnns Neuer Lübecker Totentanz. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04198-2_13
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04198-2_13
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-45041-8
Online ISBN: 978-3-476-04198-2
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