MöGlichkeiten einer Veränderten Sichtweise

Zusammenfassung

Die vorliegenden Überlegungen zur Kinder- und Jugendliteratur bewegen sich dem Gegenstand gemäß an der Schnittstelle von Erziehungswissenschaft und Literaturforschung. Literatur für junge Leser war und ist seit dem 18. Jahrhundert in weiten Teilen „pädagogische Kinder- und Jugendliteratur“ und nimmt als solche teil an der Ausbildung der „Herrschaft über sich selbst“, wie noch Dieter Richter in seiner Studie „Das fremde Kind“ (1987) festgestellt hat. Denn das, was die literarischen Kindererzieher an den Kindern interessiert hatte und hat, ist nicht etwa deren Eigen-Sinn oder Eigen-Leben, „sondern die Tatsache, daß dieses Leben verwandelt, geläutert, veredelt“ werden kann (D. Richter, 1987, S. 26). Deshalb scheint es unumgänglich, interdisziplinär vorzugehen und methodisch eine Haltung einzunehmen, die der Vielschichtigkeit des Materials Rechnung trägt, was in den beiden Kapiteln „Kinderliteratur im medialen Kontext“ (Kap. 2) und „Aspekte der Kinderbuchkritik“ (Kap. 3) durchprobiert wird. Neben der Abarbeitung an den pädagogischen Implikaten ausgewählter Bücher für junge Leser aus den beiden letzten Jahrzehnten sowie ihren unausgesprochenen politischen Unterstellungen frage ich deshalb nach der möglicherweise daraus resultierenden ästhetischen Voreingenommenheit der intentionalen Kinder-und Jugendliteratur. Des weiteren gehe ich auf die propagierten Kindheitsbilder ein, beziehe mich auf die sozialisatorische Funktion der Texte, und im selben Augenblick gebe ich acht auf die eventuell hier entspringenden literarischen Restriktionen.