Zusammenfassung
Wer glaubt, der Müßiggang gehöre endgültig der Vergangenheit an, muß sich eines Besseren belehren lassen: er wird nun schon seit einigen Jahren wiederentdeckt — wenn auch nicht als unmittelbare Lebenspraxis, so doch als Gegenstand theoretischer Reflexion oder literarischen Interesses. Im Zeitalter der heraufziehenden postindustriellen Freizeitgesellschaft gewinnt der Müßiggang unvermittelt an Bedeutung. Hier beginnen jedoch auch die Schwierigkeiten; denn er steht nicht für eine einsinnige Lebensform, über die per definitionem ein für allemal Auskunft zu gewinnen wäre. So werden der überfeinerte Dandy und der ausschweifende Lebemann ebenso den Müßiggängern zugerechnet wie der notorische Faulpelz, der versponnene Tagträumer oder der exzentrische Künstler. Deshalb stößt man auf den Müßiggang in Anthologien zur Faulheit und zum Schlaraffenland, zum Dandy und zum Flaneur, aber auch in soziologischen, kulturanthropologischen und literaturwissenschaftlichen Untersuchungen. Äußerst unterschiedlich sind daher auch die Ergebnisse der Auseinandersetzung mit dem Müßiggang.
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Anmerkungen
) Gisela Dischner, Materialien zu einer Theorie des Müßiggangs. In: Gisela Dischner, Friedrich Schlegels „Lucinde“ und Materialien zu einer Theorie des Müßiggangs, Hildesheim 1980.
) Gert Mattenklott, Faulheit. In: Ders., Blindgänger. Physiognomische Essais, Frankfurt a. M. 1986, S. 43–71.
) Nichts Besseres zu tun — Über Muße und Müßiggang, Hrsg. Joseph Tewes, Oelde 1989.
) Das Insel-Buch der Faulheit, Hrsg. Joachim Schultz u. Gerhard Köpf, Frankfurt a. M. 1983.
) Lob der Faulheit. Literaturalmanach 1986, Hrsg. Jochen Jung, Salzburg u. Wien 1986.
) Hiltrud Gnüg, Der Kult der Kälte. Der klassische Dandy im Spiegel der Weltliteratur, Stuttgart 1988.
) Eckhardt Köhn, „Straßenrausch“. Flanerie und kleine Form. Versuch zur Literaturgeschichte des Flaneurs bis 1933, Berlin 1989.
) Martin Müller, Das Schlaraffenland. Der Traum von Faulheit und Müßiggang. Eine Text-Bild-Dokumentation, Wien 1984.
Dieter Richter, Schlaraffenland. Geschichte einer populären Phantasie, Köln 1984.
Heinrich Mann, Einleitung zu Choderlos de Laclos’ „Schlimme Liebschaften“. In: Choderlos de Laclos, Schlimme Liebschaften, übertragen und eingeleitet von Heinrich Mann, Frankfurt a. M. 1976 (Nachdruck der Ausgabe des Romans von 1920), S. 6.
) Friedrich Schiller, Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen (1795). In: Schillers Werke. Nationalausgabe. Begründet von Julius Petersen, Weimar 1943ff., Bd. 20, Hrsg. L. Blumenthal u. Benno v. Wiese, Weimar 1962, 6. Brief, S. 327.
) Friedrich Schlegel, Lucinde. In: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, Hrsg. Ernst Behler unter Mitwirkung von Jean-Jacques Anstett u. Hans Eichner, München-Paderborn-Wien 1958ff, Bd. 5 (1962), S. 25r. Mit seiner Kritik der Arbeitswut nimmt Schlegel bereits das zentrale Motiv von Paul Lafargues „Recht auf Faulheit“ vorweg.
) Lothar Köhn, Entwicklungs- und Bildungsroman. Ein Forschungsbericht (Erster Teil). In: DVjs 42 (1968) S. 427 – 473.
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Stumpp, G. (1992). Einleitung. In: Müßige Helden. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04174-6_1
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