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Zusammenfassung

Diese Worte des Abbé Fernando Galiani, die er in einen Brief an Madame d’Epinay einflocht, fassen die Dialektik der Aufklärung, die auch im Gespräch festzustellen ist. Vom witzigsten Gegner der Aufklärung im Ton der französischen Salons vorgetragen, treffen sie doch genau den Konflikt, den jeder Aufklärer in sich auszutragen hatte und benennen zugleich die Notwendigkeit der Kritik, sowie die Unerreichbarkeit einer Position jenseits der Aufklärung. So mußte dieser Philosoph des gefälligen Scheins letztlich den Verfall der alten Adelsgesellschaft als Verfall der geselligen Heiterkeit des Gesprächs interpretieren.

“Der große Mann unseres Jahrhunderts muß irgend etwas Undefinierbares sein. Er darf weder die Tugenden noch die Laster haben, von denen man in der Moralphilosophie spricht. Da wir in einem Jahrhundert angelangt sind, das in gleicher Weise die Übel und die Heilmittel unerträglich macht, so mögen Sie daraus sehen, wie schwierig es ist, dieses Problem zu lösen. Ich glaube, nachdem ich lange darüber nachgedacht habe, daß der größte Flachkopf der größte Mann unseres Zeitalters wäre, da er alle Übel bestehen liesse — was nötig ist — indem er sich immer den Anschein gäbe, als wollte er sie heilen — was ebenfalls nötig ist.”1

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Literatur

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Fauser, M. (1991). Aufklärung und Gespräch. In: Das Gespräch im 18. Jahrhundert. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04158-6_2

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