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Zusammenfassung

Johann Adam Weber legte mit seiner ‘Ars discurrendi’1 von 1671 ein zweibändiges Werk vor, das den Hindernissen der Konversation abhelfen wollte. Gleichermaßen nützlich und ergötzend sollte bereits die Lektüre sein, die den Leser in einen Katalog von Themen unterschiedlichster Art einführte. Wer nichts zu reden wußte, konnte sich hier bedienen. Ihm wurde etwa vorgeschlagen, Etymologien zu lernen, anagrammatische Sprachspiele einzustudieren oder in Gesellschaft ganz einfach die Frage nach der Möglichkeit eines Dinges aufzuwerfen, ob also Luftschiffahrt möglich sei oder ob man den Sand des Meeres jemals würde zählen können. Unfehlbar müßte er dann für einen interessanten Causeur gelten und alle andern mit in ein Gespräch verwickeln. Zur leichteren Orientierung enthält das Werk ein reichhaltiges Register, so daß es fast wie ein Konversationslexikon benutzt werden konnte. Zu jedem Thema bietet es eine kurze Ausmalung, oft ein Zitat aus einer gelehrten Quelle, sowie einen Katalog mit Fragen und Antworten oder eine Sammlung von Denkwürdigkeiten, die gleichzeitig polyhistorische Bildung vermitteln wollen. Eine Topik des Gesprächs also hat Weber verfasst, die über Harsdörffers Anleitung zu Gesellschaftsspielen hinaus umfassenden Anspruch erhebt auf die Technik des Findens von Gesprächsthemen. In Anlehnung an die antiken Formeln gibt Weber eine Vielzahl von Kriterien an, Ursache, Ursprung, Neuigkeit, Notwendigkeit, Gebrauch, Wachstum, Größe einer Sache usw. Mit diesen Denkprinzipien kann sich der Gesellschafter jedes Gesprächsthema erschließen, er wird nie mehr in Verlegenheit geraten oder gar nichts mehr wissen.

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Fauser, M. (1991). Topische Modelle. In: Das Gespräch im 18. Jahrhundert. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04158-6_12

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04158-6_12

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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