Zusammenfassung
Nicht Renaissance und Humanismus tragen die Schuld, wenn das organische Wachstum der Legende ein Ende fand. Der frühe Humanismus bekämpfte zwar die Schwächen der Kirche, suchte aber die alte Ordnung durch strengere Moral zu stützen. Lebendige kirchliche Devotion ließ sich, wie Johann Heynlin vom Stein in Basel zeigte, sehr gut mit humanistischer Durchformung des Individuums und mit philologischem Geiste vereinen. Sebastian Brant (1458–1521), der zu seinem Kreise gehörte, hat sich nicht nur als Moralist und Satiriker mit dem »Narrenschiff« (1494) einen Namen gemacht, sondern auch in durchaus altkirchlichem Sinne lateinische Gedichte auf Maria, Sebastian, Onofrius, Ivo und andere Heilige verfaßt (1494). Jakob Wimpfeling (1450–1528) dichtete einen Hymnus De triplici candore Mariae (1492). Johann Cuspinianus (1473–1529) wurde für ein Gedicht auf den Hl. Leopold von Kaiser Maximilian zum Dichter gekrönt. Hieronymus Gebwiler († 1545) verfaßte eine Historie von der Hl. Ottilie, und dem Nikodemus Frischlin konnte die von Andreas Schönwald verfaßte dt. Legende St. Christoffel (1491) zugeschrieben werden. Erst Paracelsus (1493–1541) steht als Angehöriger einer jüngeren Generation der Anbetung der Heiligen ablehnend gegenüber, billigt aber (»De venerandis sanctis«) die Legenden als Vorbilder frommen Lebenswandels.
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Literatur
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Rosenfeld, H. (1982). Legendendichtung in Deutschland vom Humanismus bis zur Gegenwart. In: Legende. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04128-9_5
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