Zusammenfassung
Wenn man Stendhal als einen Hauptvertreter des französischen Realismus anzusehen hat, dann wird dies nicht primär durch das Selbstverständnis des Autors nahegelegt. Stendhal, wie im übrigen auch Balzac, haben das Schlagwort vom réalisme noch nicht auf sich bezogen (vgl. Klein, 1989, S. 63), was aus literarhistorischer Perspektive auch nicht zu erwarten ist, da sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Realismus als eine literarästhetisch determinierte literarische Bewegung noch im Prozeß seiner Konstituierung befand (vgl. dazu auch Kap. III.3.1 dieses Bandes). Andererseits ist Stendhal der erste Romancier in Frankreich, der gemäß seiner Konzeption vom Roman als »Spiegel« einen Stoff zur Darstellung bringt, der bis dahin im Rahmen einer Romanfiktion neu ist. Die veränderte Orientierung seines literarästhetischen Engagements wird von ihm auch unmißverständlich zum Ausdruck gebracht: so heißt das Motto von Le Rouge et le Noir. »La vérité, l’âpre vérité« (Stendhal, Ausg. Pléiade, Bd. I, S. 216) und stellt sich rigoros gegen die klassizistische vraisemblance-Asthetik. Desgleichen erklärt sich Stendhal in seiner autobiographischen Vie de Henry Brulard dem Prinzip der Wahrheit verbunden, wenn er in Kap. I erklärt: »Quel encouragement à être vrai, et simplement vrai, il n’y a que cela qui tienne« (Stendhal, Ausg. Coll. 10/18, S. 41).
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Dethloff, U. (1997). Stendhal (1783–1842). In: Französischer Realismus. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04023-7_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04023-7_4
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-10306-2
Online ISBN: 978-3-476-04023-7
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