Die Dekonstruktion der Metaphysik

Zusammenfassung

Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß vor allem nach 1961, dem Jahr der Veröffentlichung von Heideggers Buch über Nietzsche, die Nietzsche-Forschung sich insbesondere auf das Sp¤twerk konzentriert hat sowie auf jene postum veröffentlichten Fragmente, die Nietzsche selbst, zumindest vorübergehend, in einem Werk unter dem Titel Der Wille zur Macht hatte versammeln wollen. In diesen Schriften kündigen sich die großen ontologische Thesen Nietzsches an, die Heidegger als dessen Haupttitel bezeichnet. [1] Doch eine gewisse Distanzierung von Heideggers Interpretation hat die Nietzsche-Literatur der letzten Jahre veranlaßt, die Probleme in einem anderen Licht zu sehen. Denn die philosophischen Thesen Nietzsches (auch die, denen Heideggers besondere Aufmerksamkeit galt) gewinnen, wie sich zeigt, ihren Sinn zum einen aus Nietzsches intellektueller Biographie, zum anderen aus jenem Bild von ihm, das wir uns als Leser nur vor dem Hintergrund seiner »Kulturkritik« machen können. Diese Kulturkritik entfaltet Nietzsche in den Werken, die gewöhnlich seiner »mittleren« Schaffensperiode zugerechnet werden (vgl. Kap. III). Die »philologischen« Anfänge von Nietzsches Karriere wirkten sich nämlich nicht nur oder vor allem auf »methodischem« Gebiet aus.