Zusammenfassung
Löwiths ›Einordnung‹ in die Geschichte der Philosophie unseres Jahrhunderts scheint abgeschlossen zu sein. Er ist ein exzellenter Philosophiehistoriker, ein bedeutender Interpret Nietzsches sowie als Skeptiker nach antikem Vorbild ein Kritiker des Historismus und der neuzeitlichen Geschichtsphilosophie. Diese gängige Klassifizierung erweist sich angesichts der vorliegenden Gesamtausgabe seiner Schriften als ebenso vereinfachend wie oberflächlich. Sie wird der Radikalität von Löwiths Denken wie der aporetischen Position seiner Skepsis nicht gerecht. Dieses Denken läßt sich durch keine akademische Schulphilosophie auch nur hinreichend erfassen; es steht zudem außerhalb der über Linguistik, Soziologie und Psychoanalyse vermittelten modischen Diskurse. Da es weder eine ›Lehre‹ noch ein ›System‹ und auch keine ›Ästhetik‹ oder gar ›Ethik‹ hinterlassen hat, sondern nur die Einsamkeit einer radikal auf sich selber stehenden intellektuellen Rechtschaffenheit, wird seine Wirkung auf die unmittelbare zeitgenössische Öffentlichkeit vermutlich stets begrenzt sein. Wer jedoch Löwiths Schriften »Von Hegel zu Nietzsche« über »Weltgeschichte und Heilsgeschehen« bis hin zu »Gott, Mensch und Welt« nicht nur unter einer philosophiegeschichtlichen Perspektive liest, wird in ihnen eine bedeutende, immer noch diskussionswürdige Theorie der Moderne vorfinden, welche sich auf die Genese des der Moderne eigentümlichen Nihilismus bezieht — eine Theorie, die in ihren Grundzügen in den Hauptteilen der vorliegenden Arbeit repräsentiert wurde.
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Ries, W. (1992). Abschließende Würdigung — Ausblick auf eine künftige Löwith-Rezeption. In: Karl Löwith. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03965-1_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03965-1_11
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-10264-5
Online ISBN: 978-3-476-03965-1
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