Zusammenfassung
Rolf Dieter Brinkmann ist mit seinem literarischen Werk zeitlebens, nicht nur in der produktiven Endphase seines Schaffens, ein Unzeitgemäßer geblieben. Das Unverständnis wie die vernichtende Ablehnung, die sein Werk von der tonangebenden zeitgenössischen Kritik erfahren hat, zeigt sich dem heutigen Leser als Befangenheit der Zeitgenossen in den literarischen, wissenschaftstheoretischen und gesellschaftspolitischen Paradigmen ihrer Zeit. Was sich in Brinkmanns Werk zum Zeitpunkt seiner Erstveröffentlichung gegen die Zeit stellte, macht seine heutige Aktualität aus. Die begonnene Veröffentlichung des Nachlasses wie die Neuauflage seiner Schriften zeigen ein Werk von frappierender Aktualität und politischer Brisanz, in dem der 1975 gestorbene Autor mit intuitiver Präzision das postmoderne Selbstverständnis der achtziger Jahre vorweggenommen hat. Aufklärungskritik im Sinne der »Dialektik der Aufklärung« als Kritik eines optimistischen Geschichtsbegriffs, Kritik des modernen Naturverständnisses und der Konstruktion von Subjektivität betrieb Brinkmann zu einem Zeitpunkt als die Forderung nach einer Literatur der Parteilichkeit im Dienste eines gesellschaftlichen Revolutionsprozesses die literarische Szene beherrschte.
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Späth, S. (1989). Einleitung. In: Rolf Dieter Brinkmann. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03956-9_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03956-9_1
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-10254-6
Online ISBN: 978-3-476-03956-9
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