Verständnis und Nichtverstehen: Einige Linien der Handke-Rezeption und -Kritik

Zusammenfassung

»Peter Handke und seine Kritiker — das ist die Geschichte von Mißverständnissen und Verkennungen, von gläubiger Anhängerschaft und diffamierender Bekämpfung, von überraschenden Konversionen und Apostasien« (TK 4; 116) bemerkt Rolf Michaelis in einem Überblick über die Handkekritik. Sein Aufsatz gehört selbst der Geschichte dieser Auseinandersetzung an, denn er ist in der vierten Auflage des Hefts 24/24a von »Text und Kritik« abgedruckt. Während die ersten beiden Auflagen dieses Heftes in den Jahren 1969–71 bis auf eine zustimmende Analyse des »Kaspar« durch Hans Mayer (TK 2; 32–44) nur Verurteilungen von dessen Texten enthalten, hat sich das Bild 1978 entscheidend gewandelt. Nicht anders sieht es aus, wenn man den 1972 erschienenen Materialienband von Michael Scharang »Über Peter Handke« betrachtet. Die dort abgedruckte Kontroverse zwischen Peter Hamm und Peter Handke, die im Jahr 1969 in der Zeitschrift »konkret« geführt wurde und bei welcher die Position von »konkret« kaum anders ist als jene, die Martin Walser im »Kursbuch« von 1970 vertritt, kann als Paradigma für den Stil und die Inhalte einer Auseinandersetzung angesehen werden, über welche die kritische Einleitung des Herausgebers ausführt: »Handke ist kein Symptom, symptomatisch ist das Verhalten jener Kritik, die ihn als positives oder negatives Symptom hinstellt« (ÜH 11).