Zusammenfassung
Während im letzten Drittel des 19. Jh.s der Bildungsroman außer im trivialen Unterhaltungsroman keine Fortsetzung mehr findet, läßt sich mit dem Beginn des 20. Jh.s eine merkwürdige Renaissance der Gattung beobachten. Kein Zufall scheint es dabei zu sein, daß sich zur gleichen Zeit die Durchsetzung des Bildungsroman-Begriffs in der Literaturwissenschaft durch Wilhelm Dilthey abzeichnet. Dieser Zusammenhang verweist sogleich auf die Ursachen, die um und kurz nach 1900 dem Bildungsroman zur Wiederauferstehung verhelfen:
»Aber das tiefergehende Interesse weiter Kreise an der poetischen oder schlicht biographischen Darstellung charakterlicher und seelischer Entwicklungen, der warme Anteil und der verheißungsvolle Ernst, mit dem die besten Männer und Frauen unseres Volkes die plötzlich wieder in den Vordergrund gerückten Erziehüngsfragen erörtern und zu beantworten suchen, das sind frohe Anzeichen, denen bereits in unserer allerneuesten Romanliteratur manche künstlerische Tat entspricht.« (H.A. Krüger, Der neuere deutsche Bildungsroman. 1906, S. 271)
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Literatur
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Selbmann, R. (1984). Ausblick: Der Bildungsroman im 20. Jahrhundert. In: Der deutsche Bildungsroman. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03918-7_7
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