Zusammenfassung
Thomas Mann ist nach allgemeiner Überzeugung in seiner ersten Werkphase ein Schriftsteller, der »in zwei Welten zu Hause« ist, in der Welt der Literatur und des Bürgertums. Diese Formel, die im »Tonio Kröger« auch durch ihr Gegenstück, den in die Kunst »verirrten Bürger« ergänzt wird, verdeckt leicht die Spannung, die in dem Ziel steckt, nicht nur »unter dem Strich«, im Feuilleton, sondern im Hauptteil der Zeitung beachtet zu werden. Der Schlüssel, um diese Spannung wieder augenfällig zu machen, liegt in dem Stichwort Naturalismus, jener antibürgerlichen Strömung eines ungeschönten Wahrheitswillens. Ihr revolutionärer Akzent ist durchaus auch in Manns steter Kennzeichnung der »Buddenbrooks« als einem »naturalistischen Roman« oder seinem Stolz auf den Abdruck seiner ersten Erzählung in der naturalistischen Zeitschrift ›Die Gesellschaft‹ enthalten. Die Leser haben diese Formel aufgegriffen, wie schon Eduard Engels »Geschichte der deutschen Literatur« zeigt:
»Sein Roman ›Die Buddenbrooks‹ (1901) ist die feinste Verwertung des guten Kerns, der im Naturalismus steckt. Ausgestattet mit einer fast unheimlichen Beobachtungsschärfe, schildert Thomas Mann die Menschen einer alten verfallenden Hansestadtfamilie so greifbar echt, daß er sich den besten Erzählern der Franzosen, Engländer und Russen des letzten halben Jahrhunderts an die Seite stellt. Fraglich bleibt nur, ob ein Werk mit so überwiegend unerfreulichen Menschen Aussicht hat, sich auf den Höhen der dauerhaften Erzählliteratur zu halten« (Leipzig 1922, Bd. II, S. 386).
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Literatur
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Zuletzt zu diesem Topos der Forschung: Tamotsu Yanagiya, »Joseph und seine Brüder«. Der doppelte Segen und das Spiel oder der Spaß. In: Doitsu Bungaku H. 68 (1982), S. 113 ff.
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Hansen, V. (1984). Werkphasen. In: Thomas Mann. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03915-6_5
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