Gesellschaftstheorie und politisch-literarische Handlungskonzepte der deutschen Jakobiner

Zusammenfassung

Die Aufarbeitung der jakobinischen Gesellschaftstheorie und politischen Handlungskonzepte ist notwendige Vorstufe für ein Verständnis der jakobinischen Literaturtheorie und -produktion als Form der politischen Praxis. Dabei hängt die inhaltliche Frage, was vermittelt werden sollte, unmittelbar mit der formalen Frage, wie diese Inhalte vermittelt werden sollten, zusammen. Obwohl die deutschen Jakobiner keine geschlossene, einheitliche Gesellschaftstheorie besaßen, die die Praxis hätte anleiten können, lassen sich doch gewisse gemeinsame Elemente des deutschen Jakobinismus herausarbeiten, die die ideologische Basis abgeben, von der aus die Jakobiner operierten und von der aus sie zur Ausbildung bestimmter Agitationsformen gelangten. Überschneidungen mit liberalen Konzeptionen sind nicht zufällig, sondern resultieren aus der relativen Unausgebildetheit der politischen und ideologischen Verhältnisse am Ende des 18. Jh.s in Deutschland. In den konkurrierenden politischen Positionen (Konservativismus — Liberalismus — Jakobinismus), die in der Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution und den deutschen Verhältnissen entwickelt wurden, zeichnen sich einerseits spätere, das gesellschaftliche Leben bestimmende und den Parlamentarismus des 19. und 20. Jh.s tragende politische Parteibildungen ab, zum anderen werden verschiedene gesellschaftstheoretische Methoden und Interpretationsansätze ausgebildet, die in der Geschichtswissenschaft und der Soziologie des 19. und 20. Jh.s als Einflüsse greifbar sind.