Zusammenfassung
In den späten fünfziger Jahren wurde Reuter unfreiwillig in eine Debatte mit dem schleswig-holsteinischen plattdeutschen Dichter Klaus Groth verwickelt. Da durch diese Auseinandersetzung mehrere grundlegende Fragen aufgeworfen wurden, soll der Fortgang hier umrissen werden. Am 5. November 1857 erschien in der Zeitschrift ›Deutsches Museum‹ (Bd. 7, S. 696–700), von ihrem Herausgeber Robert Prutz verfaßt, eine Besprechung der plattdeutschen Dichtung. Prutz hebt dort Reuters ›charakteristisch plattdeutsche‹ Sprach- und Denkweise hervor und preist diese im Gegensatz zu der Groths, die unter dem Einfluß der »modernen hochdeutschen Bildung« stehe. Groths Werk sei akademisch, intellektuell, nur seine Sprache sei plattdeutsch; Reuter hingegen »schreibt nicht bloß, er denkt und fühlt auch plattdeutsch« (S. 697). Diese Kritik an dem Widerspruch zwischen Form und Inhalt in Groths Werken ist häufiger wiederholt worden, unter anderem auch von Jacob Grimm, der behauptete, daß man Groths Gedichte »immer meint schon irgendwo hochdeutsch und besser gelesen zu haben« (siehe: Wilhelm Schoof: Jacob Grimm. Aus seinem Leben. 1961. S. 385–89. Zitat S. 386). 1858 nimmt Groth in seinen »Briefen über Hochdeutsch und Plattdeutsch« (»Sämtliche Werke«. Hrsg. von F. Pauly, I. Braak und R. Mehlem. Bd. 6, 1961, S. 67–137) zu dieser Kritik Stellung.
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Literatur
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Christiansen, H.C. (1975). Reuter und das Plattdeutsche. In: Fritz Reuter. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03847-0_3
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