Zu einer ‚Textcharakteristik‘

Zusammenfassung

J. Fjord Jensen unterscheidet zwischen einer semantisch zu verstehenden ,Textinterpretation‘ und einer ,Textcharakteristik‘ als zu einander komplementären Größen: im ersten Falle habe man es mit Fragen nach Bedeutung und Sinn zu tun, im letzteren mit einem Parameter hinsichtlich eines „künstlerischen Ausdruckswillens“. Ein solcher werde operationell greifbar, indem man einen (aktualisierten) Text prüft auf Substituierbarkeit mit Segmenten einer ,Normalsprache‘, auch einer ,literarischen Normalsprache‘ oder den voraufgehenden Manifestationen einer literarischen Reihe. In einem Textabschnitt aus dem vierten Kapitel von »Fru Marie Grubbe« demonstriert Fjord Jensen ein „Gegeneinander zwischen spontanem sowie mehr suggestivem Sinneneindruck und diesen korrigierendem Analysieren“ und findet hier eine für die „Tradition des Impressionismus“ bezeichnende Dialektik zwischen einerseits dem „Zwang der Situation“, in welchem ein Gegenstand darstellbar ist, und andererseits dem Gestaltenden als Beobachter. Aus existentialistischer Sicht bestimmt J. Vosmar einen autonomen Status ,dinglicher Faktizität‘ in der ‚Permanenz‘ als für das Œuvre Jacobsens bezeichnend. Die für die ,impressionistische Richtung‘ charakteristischen Mittel der Darstellung wertet S. MÖller Kristensen als einen ,Ausweg aus dem erkenntnistheoretischen Dilemma der Naturalismustheorie‘ (1938; ² 1955, pp. 19 ff.) und zeigt unter anderem bei Jacobsen mehr ,dramatische‘ Elemente an Stelle der für die ,epische‘ Darstellungsweise konstitutiven Faktoren auf, obgleich hinsichtlich der impressionistischen Mittel im Schaffen Jacobsens eine rückläufige Tendenz zu beobachten sei (1938; ² 1955, pp. 30, 165).