Zusammenfassung
Die gotische Übersetzung geht vom Einzelwort aus. Die Wörtlichkeit ist aber nicht nur ein Charakteristikum der gotischen Version, sondern der älteren Übersetzungen allgemein, und sie hat eine religiöse Wurzel: Pietät gegenüber dem inspirierten Wort. Erst Hieronymus hat gegen viele Widerstände das traditionelle ‚Wort-für-Wort‘ durch sein Prinzip überwunden: non verbum e verbo, sed sensum exprimere de sensu (MPL 22, 571). Es ist wissenschaftlich sinnlos, den zeitbedingten literalism der gotischen Bibel zur Grundlage eines Werturteils zu machen, und der von Theologen manchmal geäußerte Hinweis auf die freiere Diktion der Lutherbibel ist fehl am Platz, weil Luther sich eines Idioms bediente, das schon 700 Jahre lang von der Bibel durchtränkt worden war; auch hatte das Hochdeutsche damals schon längst eine literarische Klassik gezeitigt.
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Literatur
Zur Syntax
Br.-Ebb. Anhang VI; Mossé 1037–1196.
Wilhelm Streitberg, Gotisches Elementarbuch, 5./6. Aufl. 1920, §§ 234–370.
Fernand Mossé, Manuel de la langue gotique, 1942, 21956, §§ 216 bis 267.
Krause §§ 111–117, 203–210, 151 f.
Dualis
Antoine Meillet, (Notes sur quelques faits gothiques II:) De l’emploi du duel. In: Mémoires de la société de linguistique de Paris 15, 1908–1909, S. 78–86.
Heinrich Wagner, Zum Dual im Germanischen. In: ZfvSpr. 74, 1956, S. 177–184.
Übersetzungstechnik und „Stil“
Mossé 1197–1220.
Bernhardt Ausg. S. XXVI–XXXV.
Friedrich Kauffmann, Der Stil der got. Bibel. In: ZfdPh. 48, 1920, S. 7–80, 165–235, 349–388; 49, 1921–23, S. 11–57. — Diese Arbeiten sind nodi nicht ausgeschöpft, sie müssen allerdings kritisch ausgewertet werden.
Hans Stolzenburg, Die Übersetzungstechnik des Wulfila untersucht auf Grund der Bibelfragmente des Codex Argenteus. In: ZfdPh. 37, 1905, S. 145–193, 352–392. — Grundlegend für die neuere Forschung. Eingangs ein lehrreicher Forschungsbericht.
Michael Metlen, What a Greek Interlinear of the Gothic Bible Text can teach us. In: JEGPh. 32, 1933, S. 530–548.
Jean Fourquet, L’ordre des éléments de la phrase en germanique ancien. Publications de la Faculté des lettres de Strasbourg 86, 1938. La traduction gotique des évangiles S. 234–284.
Friedrichsen, »Gospels«, »Epistles«, siehe Indices dort.
Thorolf Hansen, Über gewisse rhythmische Tendenzen im Codex Argenteus. In: Ärbok for Universitetet i Bergen, Humanistik Serie 1961, No 3. Bergen/Oslo 1961.
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Stutz, E. (1966). Zur Übersetzungspraxis. In: Gotische Literaturdenkmäler. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03814-2_5
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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