Zusammenfassung
Als Felix Mendelssohn Bartholdy die Matthäuspassion im Jahr 1829 in der Berliner Singakademie zu neuem Leben erweckte,216 war er sich der Bedeutung seiner Tat durchaus bewußt. Der Sänger und Schauspieler Eduard Devrient, welcher an dem Unternehmen großen Anteil hatte, erinnerte sich, daß Freund Felix in derVorbereitungszeit einmal »mitten auf dem Opernplatze stehenblieb«, um des »wunderlichen Zufalls« zu gedenken, »daß es ein Komödiant und ein Judenjunge sein müssen, die den Leuten die größte christliche Musik wiederbringen«.217 Der eben zwanzigjährige Mendelssohn wird freilich kaum daran gedacht haben, ein Jahrhundertereignis auf den Weg zu bringen; und doch ist sein Geniestreich gleichbedeutend mit der Geburtsstunde des »Mythos Bach«.
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Notizen
Vgl. die Dokumentation dieses Ereignisses in: Martin Geck, Die Wiederentdeckung der Matthäuspassion im 19. Jahrhundert. Die zeitgenössischen Dokumente und ihre ideengeschichtliche Deutung, Regensburg 1967 (Studien zur Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts, Bd. 9).
Eduard Devrient, Meine Erinnerungen an Felix Mendelssohn Bartholdy und seine Briefe an mich, Leipzig, 2. Auflage 1872, S. 61 ff.
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Sebastian Hensel, Die Familie Mendelssohn 1729–1847 nach Briefen und Tagebüchern, 15. Auflage, Bd. 1, Berlin 1911, S. 213 f.
Susanna Großmann-Vendrey, Felix Mendelssohn Bartholdy und die Musik der Vergangenheit, Regensburg 1969, S. 20.
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Friedrich Hölderlin, »An unsre großen Dichter«, in: Sämtliche Werke, hg. v. Friedrich Beißner, Frankfurt a. M. 1961, S. 191.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Werke in zwanzig Bänden, Bd. 15 (Vorlesungen über die Ästhetik III), Frankfurt a. M. 1970, S. 211 f.
Hans Blumenberg, Matthäuspassion, Frankfurt a. M. 1988, S. 9.
Neue Arbeiten zu diesem Thema: Christine Pries (Hg.), Das Erhabene zwischen Grenzerfahrung und Größenwahn, Weinheim 1989.
Maria Isabel Peña Aguado, Ästhetik des Erhabenen. Burke, Kant, Adorno, Lyotard, Wien 1994.
Carsten Zelle, Die doppelte Ästhetik der Moderne. Revisison des Schönen von Boileau bis Nietzsche, Stuttgart und Weimar 1995.
Ludwig van Beethovens Leben von Alexander Wheelock Thayer, bearbeitet und weitergeführt von Hermann Deiters, Revision von Hugo Riemann, Bd. 1, Leipzig, 3. Aufl. 1917, S. 303.
Amadeus Wendt, »Gedanken über die neuere Tonkunst, und van Beethoven’s Musik, namentlich dessen Fidelio«, in: Allgemeine Musikalische Zeitung, Jg. 17, 24. Mai 1815, Sp. 351.
Martin Gregor-Dellin und Dietrich Mack (Hg.), Cosima Wagner. Die Tagebücher, Bd. 1, München und Zürich 1976, S. 244.
Vgl. dazu: Walter Wiora, »Goethes Wort über Bach«, in: Wilfried Brennecke und Hans Haase (Hg.), Hans Albrecht in memoriam, Kassel usw. 1962, S. 179–191.
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Karl Barth, Die protestantische Theologie in 19. Jahrhundert. Ihre Vorgeschichte und ihre Geschichte, 3. Aufl. Zürich 1960, S. 406.
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Geck, M. (2000). Die Geburtsstunde des »Mythos Bach« Mendelssohns Wiederentdeckung der Matthäuspassion. In: »Denn alles findet bei Bach statt«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03798-5_13
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