Zusammenfassung
So heftig, wie in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts, haben sich deutsche Autoren wohl selten miteinander gestritten. Von der Streitschrift Wie ward Friz Stolberg ein Unfreyer? (1819), in der Johann Heinrich Voß seinem früheren Freund, dem Grafen Friedrich Leopold zu Stolberg, den Vorwurf machte, zu den Finsterlingen des reaktionären Katholizismus übergelaufen zu sein, bis hin zu der grimmigen Bloßstellung des Grafen August von Platen als eines “warmen Bruders” in H. Heines Die Bäder von Lukka (1830)1, erschien in diesem Zeitraum ein Pasquill nach dem anderen, die in literarisch interessierten Kreisen leidenschaftlich geführte Debatten auslösten. Wie schon oft bemerkt, bildeten diese Streitigkeiten in vielem ein Ersatzventil für jene frustierten Autoren, welche eigentlich ins Politische drängten, sich aber durch die strengen Zensurbestimmungen der Karlsbader Beschlüsse von 1819 daran gehindert sahen. Und so zogen manche der damaligen Schriftsteller, weil sie sich nicht gegen die Vertreter der “Obrigkeit” äußern durften, in den schöngeistigen Beilagen der größeren Zeitungen oder auch in journalistischen Winkelblättchen unablässig gegen irgendwelche literarischen Nebenbuhler zu Felde, um sich in der stickigen Atmosphäre dieser Ara wenigstens auf ästhetischem Gebiet etwas Luft zu verschaffen.
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Hermand, J. (1999). Der Blick von unten H. Heine und Johann Wolfgang von Goethe. In: Roth, U., Vahl, H. (eds) Grosser Mann im seidenen Rock. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03786-2_1
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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