Zusammenfassung
In seiner sechsten Satire beschwört der römische Dichter Iuvenal (67 n. Chr. geb.) das tugendhafte Leben der römischen Frauen, die sich der Wollarbeit, lanam facere widmen: »Die Schlichtheit des Lebens hat einst die Ladnerinnen keusch bewahrt, eine Befleckung durch Laster ließen die kleinen Hütten nicht zu, die Arbeit (labor), der kurze Schlaf und die von etruskischer Wolle geplagten Hände, dazu die Nähe Hannibals vor der Stadt […]«.92 Dem bescheidenen Leben der Frauen vergangener Tage setzt er das lasterhafte Treiben der römischen Frauen seiner Zeit entgegen. »Jetzt leiden wir unter den Übeln des langen Friedens, grausamer als die Waffen hat uns der Luxus (luxuria) überkommen und rächt die besiegte Welt. Kein Verbrechen fehlt und keine Untat aus Begierde, seit die Armut Roms vergangen ist. […] Fremde Sitten (peregrinos mores) brachte zuerst das schamlose Geld zu uns, und verweichlichender Reichtum zerbrach mit schändlichem Luxus die folgenden Generationen.«93 Die Frau hat nun ihre Keuschheit verloren, und gibt sich dem Luxus hin: Sie kaut Austern, trinkt Falerner Wein, schminkt und schmückt sich mit Perlen und krokosfarbigen Kleidern, mietet Sänften, um die Spiele zu sehen, verschenkt das väterliche Silbergeschirr und verschwendet mit Einkäufen das Vermögen des Ehemannes. Sie verteilt ihre Liebesgunst an Eunuchen und jugendliche Liebhaber, mischt sich ins politische Geschäft ein, prozessiert und ist über alles informiert, was in der Welt passiert, denn sie fängt »das Gerede (fama) und die frischen Gerüchte (rumores) […] an den Stadttoren auf.«94
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Literatur
Grundlegende Literatur
Günther, Frauenarbeit 1987
Herrmann-Otto, Ex ancilla natus 1994
Hesberg-Tonn, Coniunx carissima 1983
Kampen, Image and Status 1989
Treggiari, Domestic Staff 1973
Treggiari, Jobs in the household of Livia 1975, 48–77
Treggiari, Jobs for Women 1976.
Weiterführende Literatur
Gardner, Frauen im antiken Rom 1995 (engl. 1986)
Scheidel, Feldarbeit von Frauen in der antiken Landwirtschaft 1990
Schulze, Ammen und Pädagogen 1998
Wagner-Hasel, Wanderweidewirtschaft und Migration von Frauen in der Antike (im Druck)
Zimmer, Römische Berufsdarstellungen 1982.
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Günther, R. (2000). Matrona, vilica und ornatrix. Frauenarbeit in Rom zwischen Topos und Alltagswirklichkeit. In: Späth, T., Wagner-Hasel, B. (eds) Frauenwelten in der Antike. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03779-4_22
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