Zusammenfassung
Am 8. Juni 1827 schrieb der langjährige Direktor der Berliner Singakademie Carl Friedrich Zelter an Johann Wolfgang von Goethe: »Alles erwogen, was gegen ihn zeugen könnte, ist dieser Leipziger Kantor eine Erscheinung Gottes: klar, doch unerklärbar.« — Eine Erscheinung Gottes, ein musikalischer Messias oder ein Fünfter Evangelist ist Bach an der Schwelle zum 21. Jahrhundert nur noch für wenige. Eine »Lichtgestalt« der Musikgeschichte ist er allemal. Seine Musik ist im heutigen Konzertbetrieb und in den Medien so präsent wie nie zuvor. Sie scheint »klar« und unmittelbar verständlich zu sein, nicht anders als die Musik eines Mozart oder Beethoven. Die historische Distanz von fast drei Jahrhunderten wird beim Hören nur selten bewußt, auch wenn man die symbolischen Verschlüsselungen dieser barocken Musiksprache — ihre Affekte und Figuren — kaum simultan zu übersetzen imstande ist. Zwar sind Bachs Werke »Alte Musik«, zumal die längst etablierte Interpretation auf originalen bzw. authentischen Instrumenten in »historischer Aufführungspraxis« die Geschichte ins Spiel bringt; aber zugleich sind sie unmittelbare ästhetische Gegenwart.
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Sandberger, W. (1999). Praeludium: eine Positionsbestimmung. In: BACH 2000. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03773-2_1
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-03773-2
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