Skip to main content

Von der Subversivität zur Repräsentativität: Über Heines Schwierigkeiten, ein kritischer Schriftsteller zu bleiben

  • Chapter
Heine-Jahrbuch 1998
  • 53 Accesses

Zusammenfassung

In einer pessimistischen Perspektive erscheint es als Schicksal vieler Klassiker, daß das, was in ihrer Zeit widerständig, innovativ, originell war, im Zuge ihrer Kanonisierung verklärt und geglättet wird: Ihr Werk, das Normen brach, wird zur Norm. Ihre beweglichen, manchmal irritierenden Gestalten werden in Bronze gegossen und im Denkmal festgestellt. Sie geraten vom Markt ins Museum. In der Mikrologie der gewaltigen kritischen Ausgaben wird der Zusammenhang der Werke in unendlich viele Details zerschnitten. Die Philologie neigt umsomehr der Pathologie statt der Geburtshilfe zu, je berühmter ein Autor ist. Die Grabmäler schließlich werden gelegentlich mit einem Aufwand gepflegt, daß eine kompensatorische Funktion vermutet werden kann.

»… wir befinden uns nicht mehr in der Periode der Aufklärung, wir begeben uns ins Mittelalter zurück«

(Manfred Rommel, CDU, Stuttgarter Oberbürgermeister a.D., DIE ZEIT, 6. Dezember 1996, S. 7)

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Anmerkungen

  1. H. Heine: Sämtliche Schriften, hrsg. v. K. Briegleb [im folgenden: B]. Bd. II, hrsg. v. G. Häntzschel. München 1969, S. 516; vgl. auch ebd.: »Die Religion kann nie schlimmer sinken, als wenn sie solchermaßen zur Staatsreligion erhoben wird, es geht dann gleichsam ihre innere Unschuld verloren, und sie wird so öffentlich stolz, wie eine deklarierte Mätresse« (S. 517); die Religionen würden erst »wieder erblühen, sobald die politische Gleichheit der Gottesdienste, so zu sagen die Gewerbefreiheit der Götter eingeführt wird« (S. 518). Bereits G. Oesterle: Integration und Konflikt. Die Prosa Heinrich Heines im Kontext oppositioneller Literatur der Restaurationsepoche. Stuttgart 1972, hat auf die Verknüpfung der Sphären von Religion, Politik und Handel in diesem Text hingewiesen.

    Google Scholar 

  2. Vgl. z. B. M. Frank: Der kommende Gott. Vorlesungen über die Neue Mythologie. I. Teil. Frankfurt a.M. 1982 (= edition suhrkamp N.F. 142), S. 153–187.

    Google Scholar 

  3. Vgl. J. A. Kruse: »… alle edeln Herzen des europäischen Vaterlandes«. Heine und Europa. In: Nationale Grenzen und internationaler Austausch. Studien zum Kultur- und Wissenschaftstransfer in Europa, hrsg. v. L. Jordan/B. Kortländer. Tübingen 1995, S. 53–72 (= Communicatio. 10).

    Google Scholar 

  4. Und alle lieben Heinrich Heine … Bürgerinitiative Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf 1968–1972, hrsg. v. Otto Schönfeldt. Köln 1972, S. 12f.

    Google Scholar 

  5. W. Killy: Wandlungen des lyrischen Bildes. Göttingen 51967, S. 94 (11957).

    Google Scholar 

  6. St. Hermlin: Aufsätze, Reportagen, Reden, Interviews, hrsg. v. U. Hahn. Frankfurt a.M. 1983 (Fischer Taschenbuch 5416), S. 186–199, passim.

    Google Scholar 

  7. G. Höhn: Heine-Handbuch. Zeit, Person, Werk. Stuttgart 1987, S. 28.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1998 Springer-Verlag GmbH Deutschland

About this chapter

Cite this chapter

Jordan, L. (1998). Von der Subversivität zur Repräsentativität: Über Heines Schwierigkeiten, ein kritischer Schriftsteller zu bleiben. In: Kruse, J.A. (eds) Heine-Jahrbuch 1998. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03757-2_1

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03757-2_1

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01628-7

  • Online ISBN: 978-3-476-03757-2

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

Publish with us

Policies and ethics