Zusammenfassung
„Auf der Bühne befindet sich ein Schlangenkörbchen, in dem Noten liegen, daneben auf einem Tablett [eine] Klarinette. Hinter dem Körbchen ein Sitzkissen. Der Klarinettist kommt im Gewand eines Schlangenbeschwörers […] auf die Bühne, die Arme hat er über der Brust gekreuzt. Er läßt sich im Schneidersitz auf dem Kissen nieder, nimmt die Klarinette und beginnt magisch beschwörend zu spielen.“. — So lautet die „Vorbemerkung“ zu dem Diminuendo für einen Erzähler, einen Klarinettisten und Bordun mit dem Titel Die zerstreute Brillenschlange, das Wilfried Hiller 1981 auf einen Text von Michael Ende komponierte (Hiller 1981a). Unschwer ist zu ahnen, was nun geschieht: Die ziemlich lange, sehr zerstreute Brillenschlange, die — und das ist wichtig — „ganz ungewöhnlich stark kurzsichtig“ ist, hat „mal wieder […] ihre Brille vergessen“. Und sie ist hungrig! Und sie will, auch wenn sie nichts sieht, „trotzdem zu Abend essen“ (ebd., 7). So hält sie nach etwas Delikatem Ausschau und findet „ihr anderes Ende“ (ebd., 8), das sie sogleich zu verschlingen beginnt. Der Fortgang der Geschichte ist absehbar.
Der vorliegende Beitrag ist die erweiterte Fassung der Laudatio auf Wilfried Hiller, die der Verf. anläßlich der Verleihung des Werner Egk-Preises der Stadt Donauwörth an den Komponisten am 10. Oktober 1997 vorgetragen hat.
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Literaturverzeichnis
Booklet Bergsee: Die Geschichte vom [sie!] kleinen blauen Bergsee und dem alten Adler. Taschenoper. Musik von Wilfried Hiller. Libretto von Herbert Asmodi. Hamburg 1996 (zur CD Deutsche Grammophon 453 399–2).
Booklet Josa: Wilfried Hiller. Der Josa mit der Zauberfiedel. Tänze auf dem Weg zum Mond. Nach Texten von Janosch, eingerichtet von Elisabeth Woska. Düsseldorf 1991 (zur CD Patmos Schott 26001).
Booklet Rattenfänger: Der Rattenfänger. Ein Hamelner Totentanz. Libretto von Michael Ende. Musik von Wilfried Hiller. Mainz o.J.[1993] (zur CD Pläne Verlag Nr. 88762).
Ende, Michael: Trödelmarkt der Träume. Mitternachtslieder und leise Balladen. Stuttgart-Wien 1986.
Hiller, Wilfried [1981a]: Die zerstreute Brillenschlange. Diminuendo für einen Erzähler, einen Klarinettisten und Bordun (Violoncello oder Kontrabaß; ersatzweise Orgel oder Harmonium, auch Singstimmen). Text von Michael Ende. Mainz u.a. 1981 [Spielpartitur]
Ders. [1981b]: Tranquilla Trampeltreu, die beharrliche Schildkröte. Eine musikalische Fabel in Rondoform. Text von Michael Ende (1980). Mainz u.a. 1981 [Spielpartitur].- Eine Tonkassette ist bei der Deutschen Grammophon Hamburg erschienen (Nr. 3346058).
Ders. [1982]: Die Ballade von Norbert Nackendick oder Das nackte Nashorn. Text von Michael Ende (1981). Mainz u.a. 1982 [Spielpartitur].- Eine Tonkassette ist bei der Deutschen Grammophon Hamburg erschienen (Nr. 3346064)
Ders. [1984]: Die Fabel von Filemon Faltenreich oder Die Fußballweltmeisterschaft der Fliegen. Text von Michael Ende. Hamburg [Deutsche Grammophon] 1984. Das der Grammophon-Produktion zugrunde liegende Typoskript des Textes sowie die Handschrift der Noten sind noch nicht gedruckt, lagen mir aber vor.
Ders. [1985a]: Trödelmarkt der Träume. Szenische Miniaturen für einen Mund und sechs Hände. (Nach einer Idee von Elisabeth Woska). Text von Michael Ende. Mainz [Songbird/Wergo Schallplatten GmbH] 1985.-Es wird nach der Kassettenaufnahme zitiert. Eine Text- und Notenausgabe lag mir in diesem Fall nicht vor. Dort wo die Texte mit der Vorlage von Michael Ende (s. Ende 1986) übereinstimmen, wird die entsprechende Seitenangabe vermerkt.
Ders. [1985b]: Der Goggolori. Eine bairische Mär mit Musik in acht Bildern und einem Epilog. Text von Michael Ende [1982/83]. Klavierauszug von Martin Focke. Mainz u.a. 1985.
Ders. [1985c]: Der Josa mit der Zauberfiedel. Tänze auf dem Weg zum Mond für Erzähler, Solovioline und kleines Orchester. Text von Janosch. Mainz u.a. 1985 [Partitur].
Ders. [1988]: Die Jagd nach dem Schiarg. Eine musikalische Clownerie frei nach Lewis Carolls Nonsensgedicht The hunting of the snark. Libretto von Michael Ende [1987]. Klavierauszug von Martin Focke. Mainz u.a. 1988.
Ders. [1990]: Menschentheater aus Wort, Rhythmus, Melodie. Wilfried Hiller erzählt über seine Begegnungen mit Carl Orff. In: Neue Musikzeitung Dez. 1989/Jan. 1990, 3 (= NMZ-Serie Zeitzeugen).
Ders. [1993]: Der Rattenfänger. Ein Hamelner Totentanz. Libretto von Michael Ende [1992/93]. Klavierauszug von Gunter Dornheim. Mainz u.a. 1993.
Ders. [1996]: Die Geschichte von dem kleinen Bergsee und dem alten Adler. Libretto von Herbert Asmodi [1996]. Mainz u.a. 1996 [Spielpartitur].
Pfau, Ulli: Phantasien in Halle 4/5. Michael Endes “Unendliche Geschichte” und ihre Verfilmung. München 1984.
Schulze, Gerhard: Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart. Frankfurt-New York 1992.
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Reiß, G. (1999). Trödelmarkt der Träume. Wilfried Hillers Musiktheater für Kinder nach Texten von Michael Ende. In: Ewers, HH., Nassen, U., Richter, K., Steinlein, R. (eds) Kinder- und Jugendliteraturforschung 1997/98. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03754-1_5
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