Zusammenfassung
Die Koffer packen. Reisen. Die Alltagsnorm gegen das Unbekannte vertauschen. — Immer einfacher macht es die expandierende Tourismusindustrie, Träume von der Ferne zu verwirklichen. Das Reisebüro um die Ecke findet zu fast jedem Punkt der Erde einen Weg.
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Anmerkungen
Vgl. beispielsweise: Lydia Potts (Hg.): Aufbruch und Abenteuer, Berlin 1988, S. 14ff.
Vgl. Karin Hausen: Die Polarisierung der »Geschlechtscharaktere« — die Spiegelung der Dissoziation von Erwerbs- und Familienleben, in: Werner Conze (Hg.): Sozialgeschichte der Familie in der Neuzeit Europas, Stuttgart 1976, S. 363–393.
Vgl. Peter J. Brenner: Der Reisebericht in der deutschen Literatur. Ein Forschungsbericht als Vorstufe zu einer Gattungsgeschichte, 2. Sonderheft, Internationales Archiv für Sozialgeschichte der Literatur, Tübingen 1990, S. 3. Zur Diskussion um die Reformierung der literarischen Formenlehre vgl.
Friedrich Sengle: Die literarische Formenlehre. Vorschläge zu ihrer Reform, Stuttgart 1967;
Jost Hermand: Probleme der heutigen Gattungsgeschichte, in: Jahrbuch für internationale Germanistik, 2, 1 (1970), S. 85–94.
Hermann Schlösser: Reiseformen des Geschriebenen, Köln/Wien 1987, S. 9.
Die teils polemisch geführte Debatte um das Verhältnis von Reiseliteratur zu den traditionellen literarischen Gattungen wird maßgeblich von Manfred Links Kate-gorisierungsvorschlag der abnehmenden Faktizität und zunehmenden Fiktionalität beeinflusst. Vgl. Manfred Link: Der Reisebericht als literarische Kunstform von Goethe bis Heine, Köln 1963, S. 7ff.;
Wolfgang Neuber: Zur Gattungspoetik des Reiseberichts. Skizze einer historischen Grundlegung im Horizont von Rethorik und Topik, in: Peter J. Brenner (Hg.): Der Reisebericht. Die Entwicklung einer Gattung in der deutschen Literatur, Frankfurt am Main 1989, a.a.O., S. 50–68;
Ulrich Klein: Reiseliteraturforschung im deutschsprachigen Raum, in: Euphorion, (1993), Bd. 87, Nr. 2/3, S. 286–319;
Zlato Klátik: Über die Poetik der Reisebeschreibung, in: Zagadnienia Rodzajów Literarckich, 11 (1969), S. 126–153;
Hans-Joachim Possin: Reisen und Literatur. Das Thema des Reisens in der englischen Literatur des 18. Jahrhunderts, Tübingen 1972;
Thomas Bleicher: Einleitung. Literarisches Reisen als literaturwissenschaftliches Ziel, in: Komparatistische Hefte, 3 (1981), S. 3–11;
Joseph Strelka: Der literarische Reisebericht, in: Klaus Weissenberger (Hg.): Prosakunst ohne Erzählen. Die Gattungen der nicht-fiktionalen Kunstprosa, Tübingen 1985, S. 169–184;
Uwe Ebel: Die skandinavische Reisebeschreibung von Linné bis Anderson im Kontext der europäischen Literatur, in: Neohelicon, 11 (1984), S. 301–322.
Vgl. zum Hermeneutikbegriff im Verstehensprozeß zwischen Kulturen: Brenner: Die Erfahrung der Fremde. Zur Entwicklung einer Wahrnehmungsform in der Geschichte des Reiseberichts, in: Ders. 1989, a.a.O., S. 14–49. Grundsätzliche Überlegungen zum Verhältnis vom Eigenen und Fremden/Anderen wurden in der literaturwissenschaftlichen Diskussion besonders in der Reiseliteraturforschung, der interkulturellen Germanistik und der sozialhistorisch ausgerichteten Forschung angestellt. Vgl. Dietrich Krusche: Literatur und Fremde. Zur Hermeneutik kulturräumlicher Distanz, München 1985; Ders., Alois Wierlacher (Hg.): Das Fremde und das Eigene. Prolegomena zu einer interkulturellen Germanistik, München 1985;
Alois Wierlacher: Kulturthema Fremdheit. Leitbegriffe und Problemfelder kulturwissenschaftlicher Fremdheitsforschung, München 1993; Ders.: Mit fremden Augen. Vorbereitende Bemerkungen zu einer interkulturellen Hermeneutik der deutschen Literatur, in: Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache, 9 (1983), S. 1–16;
Alfred Schütz: Grundzüge einer Theorie des Fremdverstehens, in: Ders.: Der sinnhafte Aufbau der Welt. Eine Einführung in die verstehende Soziologie, Frankfurt am Main 1974, S. 137–197;
Uli Bielefeld (Hg.): Das Eigene und das Fremde. Neuer Rassismus in der alten Welt, 2. Auflage, Hamburg 1992;
Urs Bitterli: Die ›Wilden‹ und die ›Zivilisierten‹. Grundzüge einer Geistes- und Kulturgeschichte der europäisch-überseeischen Begegnung, München 1976;
Peter Weber-Schäfer: Kulturvergleich und Fremdverstehen, in: Bonny Duala M’bedy (Hg.): Das Begehren des Fremden. Beiträge zur Xenologie, Essen 1992, S. 165–176.
Hans-Georg Gadamer: Wahrheit und Methode, Tübingen 1975, S. 254.
Luise Ullrich: Sehnsucht, wohin führst du mich? Mein südamerikanisches Tagebuch, Berlin 1941, ohne Paginierung (S. 142.).
Vgl. Sara Mills: Discourses of Difference. An analysis of women’s travel writing and Colonialism, London/New York 1991.
Sigrid Weigel: Der schielende Blick. Thesen zur Geschichte weiblichen Schreibens, in: Inge Stephan, Sigrid Weigel (Hg.): Die verborgene Frau, Hamburg 1988, S. 83–137, S. 84. Vgl. hier auch zur Diskussion der selektiven Auswahl in der feministischen Literaturhistorie.
Vgl. zu dem Vorwurf des kurzschlüssigen oder ahistorischen Umgangs mit Quellen, in denen nach den Orten der Frauen in der Geschichte gesucht wurde, beispielsweise: Karin Hausen: Einleitung, in: Dies. (Hg.): Frauen suchen ihre Geschichte, München 1983, S. 7–20.
Vielfach wird Mut, Abenteurergeist und teilnehmendes Interesse an Menschen anderer Kulturen betont. Die Reisenden sollen zu positiven weiblichen Identifikationsgestalten werden. Vgl. Vorwort der Herausgeberinnen, in: Susanne Härtel, Magdalena Köster (Hg.): Die Reisen der Frauen. Lebensgeschichten von Frauen aus drei Jahrhunderten, Weinheim/Basel 1994, S. 7ff; Anna Pytlik: Die schöne Fremde. Frauen entdecken die Welt, Stuttgart 1991, S. 12–19;
Annette Deeken: Frauen reisen ›im Schatten des Großherrn‹. Etüde zu einer Geschichte der Frauenreiseliteratur, in: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft, (1990), S. 313–327.
Vgl. Heinz J. Galle: Frauen auf Reisen, in: Friedrich Schegk (Hg.): Lexikon der Reise- und Abenteuerliteratur, München 1988ff.; Teil 2, 24. Erg.-Lieferung September 1994, S. 1–48; Ähnliches gilt für: Elke Frederiksen unter Mitarbeit von Tamara Archibald: Der Blick in die Ferne. Zur Reiseliteratur von Frauen, in: Hiltrud Gnüg, Renate Möhrmann (Hg.): Frauen — Literatur — Geschichte, Stuttgart 1985, S. 104–122; Bénédicte Marie Christine Monicat: Les Récits de voyage au dix-neuvième siècle, in: DAI, (1990), Bd. 51/5, S. 1632 A; Spencer Stacy Lee: Women writers and literary journey 1832–1844, in: DAI, (1991), Bd. 52/3, S. 973 A. Urn einen differenzierteren Ansatz bemühen sich beispielsweise Shirley Foster: Across new worlds. Nineteenth-Century Woman Travellers and their Writings, New York/London 1990 und Mills, a.a.O.
Vgl. Gabriele Habinger: Anpassung und Widerspruch. Reisende Europäerinnen des 19. und 20. Jahrhunderts im Spannungsverhältnis zwischen Weiblichkeitsideal und kolonialer Ideologie, in: Doris Jedamski, Hiltgund Jehle, Ulla Siebert (Hg.): ›Und tät’ das Reisen wählen!‹ Frauenreisen — Reisefrauen, Zürich/Dortmund 1994, S. 174–201;
Linda Kraus Worley: Through Others’ Eyes. Narratives of German Woman Travelling in Nineteenth-Century America, in: Yearbook of German-American Studies, (1986), Bd. 21, S. 39–50.
Vgl. hierzu Untersuchungen, die die Zusammenhänge zwischen Kolonialismus, Imperialismus und Exotismus darstellen und die in den meisten Reisetexten Widersprüchlichkeiten und Orientierungskrisen herausarbeiten, die einem konfliktreichen Verhältnis der Autoren mit ihrem Herkunftsland geschuldet waren: Richard Hamann, Jost Hermand: Epochen deutscher Kultur von 1870 bis zur Gegenwart, Bd. 3, Frankfurt am Main 1977;
Klaus H. Börner: Begegnung mit Asien. Orwell, Kipling, Conrad, Forster, Duisburg 1976;
Urs Bitterli: Conrad — Malraux — Weiss. Schriftsteller und Kolonialismus, Zürich/Köln 1977;
János Riesz: Zehn Thesen zum Verhältnis von Kolonialismus und Literatur, in: Ders., Wolfgang Bader (Hg.): Literatur und Kolonialismus I. Die Verarbeitung der kolonialen Expansion in der europäischen Literatur, Frankfurt am Main/Bern 1987, S. 9–27;
Dietrich Krusche: Nirgendwo und anderswo. Zur utopischen Funktion der außereuropäischen Fremde in der Literaturgeschichte (1985), in: Ders., Alois Wierlacher (Hg.): Hermeneutik der Fremde, München 1990, S. 143–174;
Günter Giesenfeld: Von Jean Hougron zu Scholl-Latour, in: Thomas Koebner, Gerhart Pickerodt (Hg.): Die andere Welt. Studien zum Exotismus, Frankfurt am Main 1987, S. 307–344; Wolfgang Reif: Exotismus im Reisebericht des frühen 20. Jahrhunderts, in: Brenner 1989, a.a.O., S. 434–463.
Vgl. beispielsweise Sandra Madigan Naiman: Sex Differences between 20 modern travel books, in: DAI, (1983), Bd. 44/6, S. 1788; Inge Wild: Der andere Blick. Reisende Frauen in Afrika, in: Etudes Germano-Africaines, 10 (1992 [1993]), Dakar 1994, S. 119–138;
Tamara Felden: Frauen reisen. Zur literarischen Repräsentation weiblicher Geschlechterrollenerfahrung im 19. Jahrhundert, New York/San Franzisko/Frankfurt am Main 1993.
Vgl. Anna Rheinsberg: Vorwort, in: Dies. (Hg.): Bubikopf. Aufbruch in den Zwanzigern. Texte von Frauen, Darmstadt 1988. Eine andere Art der Auswahl muß Pelz treffen, damit sich die Textbesprechung mit ihrem stringenten Konzept der Parallelisierung von weiblicher Emanzipation und immer weiter entfernt liegenden Reisezielen decken kann. Vgl. Annegret Pelz: Reisen durch die eigene Fremde. Reiseliteratur von Frauen als autogeographische Schriften, Köln/Weimar/Wien 1993. — In vielen Arbeiten wird nach typisch ›weiblichen‹, positiv konnotierten Wahrnehmungs- und Darstellungsmustern des Fremden gesucht und das Verhalten von Frauen in der Fremde dem von Männern als positiver Kontrast gegenübergestellt. Vgl. Naiman, a.a.O.; Wild, a.a.O.; Felden, a.a.O.; Annette Deeken, Monika Bösel: ›Vers l’Orient‹. Reisejournale von Frauen des 19. Jahrhunderts, in: Jedamski, Jehle, Siebert (Hg.), a.a.O., S. 59–78.
Vgl. dazu Stefanie Ohnesorg: Mit Kompaß, Kutsche und Kamel. (Rück-)Einbindung der Frau in die Geschichte des Reisens und der Reiseliteratur, St. Ingbert 1996, S. 243ff. und die Untersuchung Gendrons am Beispiel von Reisetexten Harriet Martinaus und Lucy Duff Gordons. Charisse Gendron: Images of Middle-Eastern Women in Victorian Travel Books, in: Victorian Newsletter, (1991), Bd. 79, S. 18–23.
Vgl. Ursula Lederle-Grieger: Erwachtes Libyen. Eine Reise durch Tripolis, Berlin 1938, S. 97.
Vgl. zu dieser Einstellung: Annemarie von Nathusius: Im Auto durch Persien, Dresden 1926, S. 115f., S. 126ff.
Vgl. zur Diskussion in der feministischen Anthropologie um die komplexen und problematischen Beziehungen zwischen Forscherin und Informantin beispielsweise Judith Stacey, Barrie Thornes: The Missing Feminist Revolution in Sociology, in: Social Problems, (1985), 32,4, S. 301–306;
Judith Stacey: Ist feministische Ethnographie möglich?, in: Gabriele Rippl (Hg.): Unbeschreiblich weiblich. Texte zur feministischen Anthropologie, Frankfurt am Main 1993, S. 196–208.
Gegenbeispiele existieren natürlich auch hier. Dazu gehört die Untersuchung Wehingers, die sich auf französische Reiseberichte bezieht, die der gleichen Epoche entstammen und deren Autorinnen ähnliche biographische Dispositionen aufweisen. Vgl. Brunhilde Wehinger: Reisen und Schreiben. Weibliche Grenzüberschreitungen in Reiseberichten des 19. Jahrhunderts, in: Romanistische Zeitschrift für Literaturgeschichte, 10 (1986), Nr. 3/4, S. 360–380.
In solchen Analysen von Frauenreiseliteratur zeigt sich auch, daß Frauen aus der ihnen früher zugewiesenen passiven, häuslichen Opfer-Rolle gelöst und nach ihrem aktiven Anteil an historischen Prozessen befragt werden. Zugleich bildet sich die Umorientierung der Frauenforschung in Richtung auf eine Dekonstruktion der Geschlechterdifferenz ab. Vgl. beispielsweise Susanne Franke: ›Mine at present is a geographical intercourse with the world‹. Lady Elizabeth Craven, eine englische Reisende des 18. Jahrhunderts, in: Jedamski, Jehle, Siebert (Hg.), a.a.O., S. 280–292; Martha Mamozai: Schwarze Frau — weiße Herrin, Reinbek 1989. (Zuerst: Herrenmenschen. Frauen im deutschen Kolonialismus, Reinbek 1982);
Shirley Ardener, Hillary Callen (Hg.): The incorporated wife, London 1984; Brigitte Kossek: Reisende Damen und deportierte Frauen. Zum Wirkungszusammenhang von Rassismus, Sexismus und Klassenhierarchie in den Texten britischer Autorinnen aus der Karibik, in: Jedamski, Jehle, Siebert (Hg.), a.a.O., S. 202–235; Sieglinde Gränzer: Kolonialreisen als Emanzipationschance? Weiblicher ›Kultur‹transfer in die deutschen Kolonien nach Afrika, in: Jedamski, Jehle, Siebert (Hg.), a.a.O., S. 262–279;
Christina Thürmer-Rohr: Aus der Täuschung in die Ent-Täuschung. Zur Mittäterschaft von Frauen, in: Dies.: Vagabundinnen. Feministische Essays, 4. Auflage, Berlin 1988, S. 38–56;
Godele von der Decken: Emanzipation auf Abwegen. Frauenkultur und Frauenliteratur im Umkreis des Nationalsozialismus, Frankfurt am Main 1988;
Vron Ware: Beyond the pale. White Women, Racism and History, London 1992;
Nupur Chaudhuri, Margaret Strobel (Hg.): Western Women and Imperialism. Complicity and Resistance, Bloomington 1992;
Indira Ghose: Der Memsahib-Mythos. Frauen und Kolonialismus in Indien, in: Feministische Studien, 13 (Nov. 1995), Nr. 2, S. 34–45. Zur Umorientierung der Frauenforschung hin zur Geschlechtergeschichte vgl.
Julia Kristeva: Women’s Time, in: Toril Moi (Hg.): The Kristeva Reader, Oxford 1986, S. 188–211; Einleitung, in: Karin Hausen, Heide Wunder (Hg.): Frauengeschichte — Geschlechtergeschichte, Frankfurt am Main/New York 1992, S. 9–21; Karin Hausen: Öffentlichkeit und Privatheit. Gesellschaftspolitische Konstruktionen und die Geschichte der Geschlechterbeziehungen, in: Dies., Heide Wunder (Hg.), a.a.O., S. 81–88.
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Fell, K.D. (1998). Einleitung. In: Kalkuliertes Abenteuer. Ergebnisse der Frauenforschung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03752-7_1
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