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Deutschtum und Judentum bei Hermann Cohen und Heinrich Heine

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Zusammenfassung

Über Heinrich Heines Verhältnis zum Judentum ist viel geschrieben worden. Dazu geben seine Schriften genügend Anlaß. Auf den ersten Blick wird schon deutlich, daß dabei eine klare Positionierung ausgesprochen schwierig ist. Zu vielfältig sind die Ausführungen zum Judentum, und sie schwanken zwischen liebender Anteilnahme und radikaler Abweisung. Auch hinsichtlich seines Verhältnisses zu Deutschland und zur deutschen Kultur, d.h. zum Deutschtum, ist eine eindeutige Aussage äußerst schwierig. Festgestellt werden kann aber, daß Deutschtum und Judentum zwei wichtige Pole für das Verständnis von Heines Werk und Leben darstellen. Für Hannah Arendt kann er gar als »der einzige deutsche Jude« gelten, »der wirklich von sich hätte sagen können, daß er beides zugleich und in eins gewesen sei: Deutscher und Jude«.1 Für Arendt ist Heine das einzige Beispiel einer geglückten deutsch-jüdischen Assimilation. Diese Meinung vertritt nicht erst Hannah Arendt, sondern fast hundert Jahre früher schon Hermann Cohen. Auch ihm gilt Heine als der Prototyp des sich assimilierenden Juden, der den Weg der erfolgreichen Assimilation in die deutsche Kulturnation vorgezeichnet hat.2

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Anmerkungen

  1. Hannah Arendt: Die verborgene Tradition. Acht Essays. Frankfurt/M. 1976, S. 53.

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  2. Vgl. dazu Peter A. Schmid: Ethik als Hermeneutik. Systematische Untersuchungen zu Hermann Cohens Rechts- und Tugendlehre. Würzburg 1995, v.a. Teil I.

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  3. Hermann Cohen: Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums. Frankfurt/M. 21929.

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  4. Hermann Cohen: Innere Beziehungen der Kantischen Philosophie zum Judentum. — In: Jüdische Schriften, hrsg. von Bruno Strauß. Berlin 1924, Bd. I, S. 304.

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  5. Hermann Cohen: Jüdische Schriften, hrsg. von Bruno Strauß. Berlin 1924, Bd. II, S. 2–44.

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  6. In der Bibliographie von Wilhelm und Galley werden unter dem Rezeptionsaspekt »Judentum« noch Julian Schmidt und Hermann Schiff erwähnt. Die jüdische Rezeption bis 1867 war sehr bescheiden. 1867/68 wurden dann gleich drei Abhandlungen zu Heine und das Judentum verfaßt, und zwar von Julius Rupp, Gustav Karpeles und Hermann Cohen. Vgl. dazu: Gottfried Wilhelm und Eberhard Galley: Heine Bibliographie 1817–1953. Weimar 1960, Bd. II, S. 123.

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  7. Gabriel Rießer: Jüdische Briefe. Zur Abwehr und Verständigung. 1. Heft 1840. — In: Ders.: Gesammelte Schriften. Frankfurt/M., Leipzig 1898, Bd. I, S. 77.

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  8. Heine in Deutschland. Dokumente seiner Rezeption 1834–1956. Mit einer Einleitung hrsg. von Karl Theodor Kleinknecht. Tübingen 1976, S. XXV.

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  9. Vgl. dazu Lothar Kahn and Donald D. Hook: The Impact of Heine on Nineteenth-Century German-Jewish Writers. — In: The Jewish Reception of Heinrich Heine, ed. Mark H. Gelber. Tübingen 1992, S. 53–65.

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  10. Heines Messianismus steht in einem ähnlichen Kontext. Vgl. dazu Hans Liebeschütz und Arnold Paucker: Das Judentum in der Deutschen Umwelt 1800–1850. Studien zur Frühgeschichte der Emanzipation. Tübingen 1977, S. 24f. Deutlich wird dies bei Heine etwa im Börnebuch; vgl. DHA XI, 111.

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  11. Vgl. etwa Ruth L. Jacobi: Heinrich Heines jüdisches Erbe. Bonn 1978, S. 117ff. Arendt charakterisiert diese Einordnung Heines zum Atheismus und Materialismus als dümmstes Mißverständnis. Vgl. Arendt [Anm. 1], S. 50.

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  12. Vgl. Dolf Sternberger: Heinrich Heine und die Abschaffung der Sünde. Hamburg, Düsseldorf 1972.

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  13. Vgl. dazu Jürgen Voigt: O Deutschland, meine ferne Liebe … Der junge Heinrich Heine zwischen Nationalromantik und Judentum. Bonn 1993, S. 139.

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  14. Hermann Cohen: Ästhetik des reinen Gefühls. — In: Ders.: Werke, hrsg. vom Hermann-Cohen-Archiv am Philosophischen Seminar der Universität Zürich unter der Leitung von Helmut Holzhey. Hildesheim 1977ff., Bd. 9, S. 48.

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  15. Cohen verkennt hier die Funktion der Ironie bei Heine. Sie bewegt sich, wie Preisendanz ausführt, im Spannungsfeld von Idealität und Realität bzw. Sinnlichkeit. Vgl dazu Wolfgang Preisendanz: Der Ironiker Heine. Ambivalenzerfahrung und kommunikative Ambiguität. — In: Heinrich Heine. Ästhetisch-politische Profile, hrsg. von Gerhard Höhn. Frankfurt/M. 21997, S. 101–115.

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  16. Hinsichtlich des historischen Hintergrunds der Disputation vgl. Ludwig Rosenthal: Heinrich Heine als Jude. Frankfurt/M., Berlin, Wien 1973, S. 305ff.

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Joseph A. Kruse Bernd Witte Karin Füllner

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Schmid, P.A. (1999). Deutschtum und Judentum bei Hermann Cohen und Heinrich Heine. In: Kruse, J.A., Witte, B., Füllner, K. (eds) Aufklärung und Skepsis. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03751-0_18

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