Zusammenfassung
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts, in Romantik und Weimarer Klassik, definiert sich avancierte Literatur über die Behauptung und Begründung ästhetischer Autonomie im Unterschied zur Zweckbestimmung der Wissenschaften und zur moralischen Funktionalität der Literatur der Aufklärung. In seinem Anspruch auf Absolutheit darf das Postulat literarischer Autonomie mit Recht bezweifelt und gegen diesen Anspruch selbst wieder auf einen sozialgeschichtlichen Problembestand gesellschaftlicher Ausdifferenzierung bezogen werden. Jedoch muß eingeräumt werden, daß sich romantische Literatur seit der Wende zum 19. Jahrhundert weniger denn je auf die Bestimmtheit theoretischer Diskurse und die Geltung moralischer Regeln beziehen läßt. Die behauptete Autonomie der romantischen Literatur ist darin ernstzunehmen, daß sie das vorgegebene Sprachsystem in poetische Schrift verwandelt und diesen Vorgang literarischer Metamorphose immer auch in seinen formalen Bedingungen reflektiert und mitthematisiert. Sie lenkt den Blick auf das, was ihre Eigenart im Ensemble der konkurrierenden zeitgenössischen Aussagesysteme bestimmt: ihre ästhetische Form, die, will sie sich etwa gegenüber dem aufkommenden Journalismus behaupten, von diesem hinreichend unterschieden sein muß. Die theoretischen Voraussetzungen einer Selbstreferenzialisierung der romantischen Literatur liegen in der Autonomieästhetik des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Schlegel und Novalis können bei Moritzens Über die bildende Nachahmung des Schönen (1788), Kants Kritik der Urteilskraft (1790), Schillers Ästhetischen Briefen (1795) etc. anknüpfen (vgl. Frank 1989a).
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Kremer, D. (2003). Grundfiguren der Romantischen Poetik. In: Romantik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03736-7_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03736-7_5
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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