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Alexander Zemlinskys Oper der König Kandaules

Zur Entstehung eines integrativen Spätwerks

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Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz
  • 29 Accesses

Zusammenfassung

Im Herbst des Jahres 1933, nach Hitlers Machtergreifung und dem im April erlassenen Beschäftigungsverbot für Juden im Staatsdienst, kündigte Alexander Zemlinsky seine Stellung an der Berliner Musikhochschule, verließ die Stadt und kehrte in seine Heimat Wien zurück, die ihm nun zum Exil wurde. Angesichts der nicht gerade erfreulichen Erfahrungen, die Zemlinsky in früheren Jahren mit dem kulturellen Klima Wiens gemacht hatte, vor allem aber angesichts der auch hier zunehmend kälter werdenden politischen Stimmung überrascht dieser Schritt. Ein gewisses Maß an Naivität oder zumindest des Nicht-wahrhaben-Wollens der politischen Realität mag hier im Spiel gewesen sein; vor allem jedoch wagte es der mittlerweile 62jährige Zemlinsky, der seine Heimat über alles liebte, nicht, ein sichereres, aber sprachlich und kulturell fremdes Refugium aufzusuchen. Zudem versprach er sich in Wien ein vergleichsweise ruhiges Leben in vertrauter Umgebung, in der sich seine schon kurz vor seinem Ausscheiden aus der Kroll-Oper 1930 gegenüber Alma Mahler geäußerte Hoffnung, endlich mehr Zeit zum Komponieren zu haben, bewahrheiten konnte: „(…) Deswegen freue ich mich doch, sobald ich zum Arbeiten für mich komme, genauso wie die, die für den unmittelbaren Erfolg arbeiten. Und jetzt komme ich wieder dazu und hoffentlich ist es endlich mit meiner Theaterkapellmeisterei bald zu Ende!! Du weißt ja aus Erfahrung, was es heißt, mehr als 25 Jahre am Theater!“2

Der Text ist die geringfügig erweiterte und überarbeitete Fassung eines Vortrags, den der Verfasser im Oktober 1995 auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung in Bochum gehalten hat.

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Notizen

  1. Brief Zemlinskys an Alma Mahler-Werfel vom 6. März 1930, zitiert nach H. Weber, Zemlinsk. (Österreichische Komponisten des XX. Jahrhunderts, Bd. 23), Wien 1977, S. 38.

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  2. Eine umfassende Studie zu Analyse und Deutung von Zemlinskys Kandaule. hat der Verfasser in seiner jüngst veröffentlichten Dissertation vorgelegt: U. Sommer, Alexander Zemlinsky. Der König Kandaule. (= Musik-Konzepte Band 92/93/94, hrsg. von H.-K. Metzger u. R. Riehn), München 1996.

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  3. Da der Kandaule. in einem über einen Es-Dur-Septakkord erreichten a-Moll-Feld endet, nimmt Zemlinsky hier auch den Rahmen der ganzen Oper vorweg. Die Konfrontation zweier Dreiklänge im Tritonusabstand ist in seinem Schaffen — wie etwa auch bei Schönberg und Strauss — ein harmonischer Topos, und die Verbindung der Tonarten es-Moll und a-Moll begegnet dabei außerordentlich häufig. H. Krones sieht hierin eine tonsymbolische Anspielung auf die Namen Arnold Schönbergs und Alexander Zemlinskys, vergleiche H. Krones, Tonale und harmonische Semantik im Liedschaffen Alexander Zemlinskys, in: ders. (Hrsg.), Alexander Zemlinsky. Ästhetik, Stil und Umfel. (= Wiener Schriften zur Aufführungspraxis, Sonderband 1), Wien 1995, S. 163–187, hier S. 187.

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  4. Vorwort zu König Kandaules, aus dem Französischen Übertragen von Maria Schäfer-Rümeli., München 1956, S. 12. — Gide unterstrich immer wieder, daß die Sparsamkeit der Formulierung wesentlich zum Kunstcharakter eines Werkes gehört: „Es ist notwendig, und es genügt. Das Kunstwerk…dem alles, was nicht dient, schadet…,“ (A. Gide, Blätter, in: Gesammelte Werk. Bd. 2, Stuttgart 1990, S. 699).

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  5. Vergleiche T. Ertelt, „Hereinspaziert“…Ein früher Entwurf des Prologs zu Alban Bergs ,Lulu‘ in: Österreichische Musikzeitun. 41. 1986, H. 1, S. 15–25, hier S. 15.

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  6. Vergleiche F. Werfel, Zemlinsky, in: Der Auftak. 1, 1921, S. 197–200, hier S. 199.

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  7. H. Weber, Krise der Identität. Zu sozialen und psychischen Konflikten Alexander Zemlinskys, in: Music. 34, 1980, S. 466–469, hier S. 469.

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  8. H. Taubmann, Zemlinsky cornes to live here, in: New York Time., 8. Januar 1939, S. IX/7.

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Sommer, U. (1997). Alexander Zemlinskys Oper der König Kandaules. In: Wagner, G. (eds) Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03722-0_12

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03722-0_12

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  • Print ISBN: 978-3-476-01575-4

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