Kubin, Alfred

Zusammenfassung

»Lieber Freund, — - — fertig! — - — gottseidank!... Schreiben tue ich nichts mehr in meinem Leben hoffe ich! -«, schrieb der knapp 32jährige K. an seinen lebenslangen Freund Fritz von Herzmanovsky-Orlando (10.1. 1909) nach Fertigstellung seines in nur zwölf Wochen niedergeschriebenen phantastischen Romans Die andere Seite (erschienen Juni 1909). K. hat sich recht und schlecht sein Leben lang an diesen Schwur gehalten und außer einer nicht zu umfangreichen Autobiographie, (Aus meinem Leben, 1911), die mehr die innere Biographie schildert, und einigen kürzeren Essays, Aufsätzen und kleinen Erzählungen nichts mehr weder an Umfang noch an Qualität seinem Roman Vergleichbares geschrieben. Der autodidaktische Einzelgänger, der sich schon sehr früh als Zeichner und Illustrator in die große Reihe seiner Vorbilder Francisco Goya, Max Klinger, Gustave de Groux, Felicien Rops, Eduard Munch, James Ensor, Odilon Redon u.a. als Ebenbürtiger einreihen konnte, gehört mit seinem Roman damit zu jenen berühmten Doppelbegabungen (etwa Ernst Theodor Amadeus Hoffmann: Musiker-Dichter; Gottfried Keller: Maler-Schriftsteller), die zumeist einen langen Kampf auszufechten haben, bis das stärkere Talent die Oberhand gewinnt. Für K. dagegen stand seine Begabung als Erzähler und Schriftsteller dem Zeichner nie im Weg, auch wenn sein großer Roman den Ertrag einer zeichnerischen Krise im Jahre 1908 darstellt.