Zusammenfassung
1. Der Begriff Tradition bezeichnet die Weitergabe oder Überlieferung von Wissen, Normen, Regeln und Fertigkeiten einer Gemeinschaft oder Kultur. Aus wissenssoziologischer Sicht bildet der Traditionsbestand einer Gemeinschaft die Grundlage für ihre Ordnung über den unbeständigen Fluß der Geschichte hinweg. Anthropologisch wird Traditionsbildung durch die Sprach- und Schriftfähigkeit des Menschen begründet, die Kommunikation und die Weitergabe von Wissen über Generationen hinweg erst möglich macht. Tradition betrifft alle Lebensbereiche: Sitte und Brauch, Lebenserfahrung, Gewohnheitsrecht, Rituale und Lehrüberlieferung. Die Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann definiert Tradition als einen paradigmatischen Fall des »kulturellen Gedächtnisses« (Maurice Halbwachs): Tradition ist danach eine auf Dauer gestellte kulturelle Konstruktion von →Identität. Das Gedächtnis, das grundsätzlich unzuverlässig, parteiisch und selektiv arbeitet, bedarf bestimmter Medien, die die →Erinnerung im Sinne der Tradition sichern. Solche Medien können etwa →Kalender, Gegenstände, →Symbole, Rituale, →Bilder, →Schrift, →Denkmäler, Archive sein.
Literatur
Assmann, Aleida: Zeit und Tradition. Kulturelle Strategien der Dauer, Köln 1999;
Hobsbawm, Eric/Ranger, Terence (Hgg.): The invention of tradition, Cambridge 1983;
Raulff, Ulrich/Smith, Gary (Hgg.): Wissensbilder. Strategien der Überlieferung, Berlin 1999;
Shils, Edward: Tradition, Chicago 1983.
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Klinkhammer, G. (2000). Tradition. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03704-6_146
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