Paganismus

Zusammenfassung

Das moderne Wort pagan (engl, pagan, frz. païen) dient in der Geschichte des Christentums als Beiwort zur abwertenden und polemischen Kennzeichnung von religiösen Formen, die nicht im Zusammenhang der christlichjüdischen Überlieferung oder Kultpraxis stehen oder einen solchen Kontext selbst ablehnen. Wie →Heiden/heidnisch bezeichnet es vor- oder außerchristliche religiöse Elemente. Bereits in der Spätantike wurden die noch nicht christianisierten Landbewohner, Dörfler und Bauern von der christlichen, vorwiegend städtisch orientierten Polemik mit dem lateinischen Wort pagani (lat. pagus, »Dorfgemeinde, ländlicher Bezirk«) benannt. In der frühen Neuzeit erfährt das Wort eine Bedeutungserweiterung und polemisiert allgemein gegen vermeintliche zivilisatorische oder kulturelle Defizite. Im 20. Jhd. gewinnt der Begriff neues Profil durch die Neologismen Paganismus bzw. Neopaganismus (das englische paganism bedeutet »Heidentum« im Gegensatz zum Christentum und ist nicht mit »Paganismus« gleichzusetzen). Beide beziehen sich auf religiöse Bewegungen und Aussagen, die sich ihrem Eigenverständnis nach in Gegensatz zur christlichjüdischen Tradition setzen und auf vermeintlich vorchristlich-indigene Kulturelemente zurückgreifen: →Nativismus-Ideologien, die meist eine ›nationale Wiedergeburt‹ im religiösen Gewand anstreben, ›Zurück-zur-Natur‹-und →Ökologie-Bewegungen sowie ein breites Spektrum von Gruppen, die sich auf vermeintlich urzeitliche, germanische oder keltische Kulturtraditionen zu besinnen versuchen oder ganz einfach eine antichristliche Haltung einnehmen.