Zusammenfassung
1. Eine »schlüsselfertige Ästhetik« nannte Gillo Dorfles den Kitsch, das »Böse in der Kunst« Hermann Broch; Geschmacklosigkeit, Charakterlosigkeit (»vertrackter Gegenstand«), Pseudokunst, Widerspruch zwischen Form und Funktion werden ihm nachgesagt. Dennoch: »Von der Neigung zum Kitsch ist keiner frei. Deshalb ist jede Überheblichkeit fehl am Platz« (Eberhard Roters). Das Wort Kitsch, von unklarer Herkunft, taucht um 1870 in Süddeutschland auf und ist im Lauf der Zeit internationaler Begriff geworden. Kitsch steht heute allgemein abwertend für Trivialkunst und populäre Massenfertigung (›Öldrucke‹, ›Gipsfiguren‹) ohne künstlerischen Anspruch. Sozialhistorisch gesehen verbirgt sich hinter der Verurteilung von ›Kitsch‹ ein schichtspezifisches Vorurteil, das von der Warte bildungsbürgerlichen Geschmacks populäre Gebrauchskunst gegenüber zweckungebundener, ›hoher Kunst‹ herabsetzt.
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Literatur
Brückner, Wolfgang (Hg.): Die Bilderfabrik. Dokumentation zur Kunst- und Sozialgeschichte der industriellen Wandschmuckherstellung zwischen 1845 und 1973 am Beispiel eines Großunternehmens (May&Söhne), Frankfurt/M. 1973;
Giesz, Ludwig: Phänomenologie des Kitsches, München 1971;
Kliche, Dieter: Kitsch, in: Historisches Wörterbuch ästhetischer Grundbegriffe, Stuttgart 2000 ff. (noch unveröffentlicht);
Moles, Abraham A.: Psychologie des Kitsches, München 1972;
Morgan, David: Visual piety. A history and theory of popular religious images, Berkeley 1998.
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Lutz, B. (1999). Kitsch. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03703-9_67
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Online ISBN: 978-3-476-03703-9
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