Morgner, Irmtraud

Zusammenfassung

»Sie lachte nur bei ernsten Gelegenheiten«. Diese Charakteristik einer Romanfigur ist auch auf die Autorin selbst anwendbar, deren Leben und Werk durch einschneidende Erfahrungen mit der Literatur- und Kulturpolitik der DDR geprägt wurden. Mehrere Protagonistinnen M.s üben »fahrende« Berufe aus und haben Lokomotivführer zum Vater bzw. Großvater. Dahinter stehen die Sehnsucht und die Lust, sich in der realen und in der geistigen Welt ungezwungen zu bewegen. Einem Elternhaus (Vater: Lokomotivführer) entstammend, in dem sich kein Buch, nicht einmal ein Lexikon fand, studierte sie in Leipzig 1952–56 Germanistik und arbeitete 1956–58 als Redaktionsassistentin in der Zeitschrift NDL. 1967 wurde ihr Sohn geboren. — Ihre literarischen Anfänge, die Erzählung »Das Signal steht auf Fahrt« (1959) und der Roman Ein Haus am Rande der Stadt (1962) beurteilte sie später als Bücher, bei denen sie keine ›Federn gelassen‹ habe. Vordergründig wird hier die Losung »Vom ich zum wir« in konventionell angelegte Handlung umgesetzt. Der Roman Rumba auf einen Herbst (posthum 1992) wurde zum Wendepunkt in ihrer Entwicklung. Das Manuskript geriet 1965 in die rabiaten Auseinandersetzungen des berüchtigten 11. Plenums des ZK der SED und durfte, obwohl es von Verlagsseite her zum Druck vorgesehen war, nicht erscheinen. Diese Negativerfahrung dürfte für die Bevorzugung komischer Mittel und Verfahren, die seit Hochzeit in Konstantinopel (1968) zu beobachten ist, wesentlich gewesen sein.