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Das »Bild der Bilder«: Dürers Melencolia I (1514)

  • Chapter
Die Melancholie der Literatur
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Zusammenfassung

Albrecht Dürers 1514 entstandener Kupferstich Melencolia I (vgl. Abb. 3) ist, wie in der Einleitung bereits angesprochen1, zum Bild der Melancholie par excellence geworden. Wie kein zweites Bild hat die Melencolia, die Peter-Klaus Schuster als das »Bild der Bilder« bezeichnet, in der bildenden Kunst eine unübersehbare Serie von Nach-Bildern angeregt2; auch in der Literatur ist Dürers Stich zum meistzitierten und -bearbeiteten Werk der bildenden Kunst geworden3. »Bild der Bilder« kann die Melencolia I auch deswegen genannt werden, weil sie eine beispiellose Vielzahl einander widersprechender, sich überschneidender und differenzierender Deutungen hervorgerufen hat. Hier geht es nun nicht darum, dem Kreis der Deutungen des erschöpfend interpretierten Bildes eine weitere Interpretation an die Seite zu stellen, als vielmehr in der semiotischen Ordnung des Bildes selbst Ursachen und Gründe für seine rezeptionsgeschichtliche Produktivität aufzuspüren. Dazu muß es aus seiner traditionellen Verankerung im hermeneu tischen Paradigma des Sinnverstehens gelöst werden, in dem es als besonders tief-sinniges und bedeutungs-volles und daher deutungsbedürftiges Kunstwerk seinen Platz gefunden hat. Der folgenden Analyse liegt die These zugrunde, daß das Melancholische der Dürerschen Melencolia nicht über eine Bedeutungsanalyse zu entschlüsseln, sondern in der semiotischen Struktur des Bildes als Bild selbst angelegt ist, die auch den intermedialen Prozeß seiner Rezeption motiviert.

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Notizen

  1. vgl. auch Hartmut Böhme, »Zur literarischen Wirkungsgeschichte von Albrecht Dürers Kupferstich ›Melencolia I‹«, in: Zur Theorie, Geschichte und Wirkung von Literatur, Festschrift Karl Robert Mandelkow zum 60. Geburtstag, hrsg. von Jürgen Schönert und Harro Segeberg, Frankfurt a. M., Bern, New York 1988, 84–123.

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  2. Vgl. Karl Giehlow, »Dürers Stich ›Melencolia I‹ und der maximilianische Humanistenkreis«, Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, Nr. 2 (1903), 29–41;

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  3. Vgl. Erwin Panofsky »Ikonographie und Ikonologie. Eine Einführung in die Kunst der Renaissance«, in: ders., Sinn und Deutung in der bildenden Kunst, Köln 1978, 36–67.

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  4. Vgl. auch Maria E. Müller, »Der andere Faust. Melancholie und Individualität in der Historia von D. Johann Fausten«, DVjs, 60/4 (1986), 572–608, und

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  5. die diskursanalytisch orientierte, leider schlampig lektorierte Studie von Kirsten Molly Søholm, »Historia von Dr. Johan Fausten. Ein Beispiel barocker Melancholie«, Augias, 43 (1992), 3–27.

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  7. Vgl. Erwin Panofsky and Fritz Saxl, Dürers Melencolia I. Eine quellen- und typengeschichtliche Untersuchung, Leipzig, Berlin 1923. Vgl. Kany Mnemosyne als Programm, 135.

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  10. vgl. auch Eberhard Schröder, Dürer. Kunst und Geometrie, Berlin 1980.

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  13. Vgl. auch J. Elema, »Thomas Mann, Dürer und Doktor Faustus«, Thomas Mann, hrsg. von Helmut Koopmann, Darmstadt 1975, 320–350;

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  15. vgl. Ulrich Kinzel, Zweideutigkeit als System. Zur Geschichte der Beziehungen zwischen der Vernunft und dem Anderen in Thomas Manns Roman »Doktor Faustus«, Frankfurt a. M., Bern, New York, Paris 1987, 11–33.

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  16. Vgl. auch Rosemarie Puschmann, Magisches Quadrat und Melancholie in Thomas Manns Doktor Faustus. Von der musikalischen Struktur zum semantischen Beziehungsnetz, Bielefeld 1983, 71–93.

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Wagner-Egelhaaf, M. (1997). Das »Bild der Bilder«: Dürers Melencolia I (1514). In: Die Melancholie der Literatur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03696-4_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03696-4_4

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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  • Online ISBN: 978-3-476-03696-4

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