Zusammenfassung
Ohne daß die älteren Passionstypen aus dem liturgischen Repertoire ganz verschwunden wären, erscheint im Laufe des 17 Jahrhunderts eine neue, im Gefolge des um 1600 in Italien erfolgten Stilwandels stehende Art der Passionsvertonung. Es ist dies die oratorische, auch als konzertant zu bezeichnende Passion, in welcher die an den Choralton anknüpfenden einstimmigen Partien ersetzt sind durch neukomponierte, sich an die alten Rezitationstöne nur noch lose anschließende oder durch völlig frei konzipierte Rezitative, die sich an den Vorbildern von Oper, Oratorium und Kantate orientieren. Immer mehr löst sich damit auch musikalisch die evangelisch-lutherische Passion von der katholischen. Während diese mit wenigen Ausnahmen als responsoriale Passion weiterbesteht, öffnet sich jene den neuen Stileinflüssen und tritt damit in eine überaus kreative Phase, die sozusagen ungebrochen bis zu den Passionen Johann Sebastian Bachs führt. Abgesehen von der Neugestaltung des Generalbaß-begleiteten Rezitativs und dem Einbezug obligater, oft konzertanter Instrumente sind es im wesentlichen drei weitere Elemente, welche die Entwicklung des oratorischen Passionstyps bestimmen:
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Einfügung von evangelischen Gemeindeliedern: Über schon früher bestehende liturgische Gemeindepraktiken hinaus werden Choräle nun mehr und mehr vom Komponisten selbst an bestimmten Stellen vorgeschrieben und formal ins Gesamtwerk integriert.
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Zentrales neues Element ist die Einfügung von nicht dem biblischen Passionsbericht zugehörigen Texten, die als Ariosi und Arien vertont sind.
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von Fischer, K. (1997). Anfänge der oratorischen Passion und Einflüsse pietistischer Frömmigkeit im 17. Jahrhundert. In: Die Passion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03694-0_12
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03694-0_12
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-03694-0
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