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Heines Düsseldorf — Düsseldorfs Heine

Darstellung schwieriger Verhältnisse

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Heine-Zeit
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Zusammenfassung

Wenn Gustav Bacherer 1835 in seiner Verurteilung der »jungen Literatur« Heinrich Heine als »lockern Düsseldorfer Zeisig« beschimpft,1 greift er damit Töne auf, die von Anfang an zur Heine-Kritik gehören und die sich in der Rezeption dieses Autors bis in die Gegenwart hinein geradezu verselbständigt haben. »Streitobjekt Heine« kann deshalb ein vielbeachteter, salopper Forschungsbericht über die Heine-Literatur von 1945–1975 überschrieben sein2 und als Motto die mittlerweile schon klassisch zu nennende Feststellung aus dem Heine-Jahr 1972 voranstellen: »Kein Dichter ist im deutsch-sprachigen Raum so umstritten wie Heine«.3 Im Heine-Streit kommt verständlicherweise seiner Geburtsstadt Düsseldorf eine besondere, leider allzu oft unglückliche Rolle zu, wobei allerdings feststellbar ist, daß das Verhalten Düsseldorfs zu seinem neuerdings offiziell meist als größten Sohn der Stadt bezeichneten Dichter paradigmatischen Charakter trägt und die deutschen Zustände eines gestörten Verhältnisses zu einem solchen Autor exemplarisch widerspiegelt.4

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Anmerkungen

  1. Gustav Bacherer: Die junge Literatur und der Roman Wally. Ein Vademecum für Herrn Carl Gutzkow. Dem deutschen Publikum zugeeignet. Stuttgart 1835, S. 11: »Du kennst, deutsches Publikum! die ›Reisebilder‹ und den ›Salon‹ von Herrn Heinrich Heine, diesem lockern Düsseldorfer Zeisig, dessen französisches, theils noch hier abgesetztes, theils über den klaren Rhein zu uns herübergesendetes Gift den Embryo bildete zu dem aussätzigen Körper unserer ›jungen Literatur‹« — Vgl. auch Jost Hermand: Der frühe Heine. Ein Kommentar zu den »Reisebildern«. München 1976, S. 192.

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  2. Jost Hermand: Streitobjekt Heine. Ein Forschungsbericht 1945–1975. Frankfurt am Main 1975.

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  3. Hans-Georg Werner: Zur Wirkung von Heines literarischem Werk. — In: Heinrich Heine. Streitbarer Humanist und volksverbundener Dichter. Internationale wissenschaftliche Konferenz Weimar 1972. Weimar 1973, S. 192.

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  4. Vgl. Joseph A. Kruse: Heinrich Heine in Düsseldorf. — In: Marginalien zur deutschen Literatur und Politik 1830–1890. Bd. 1. Mit einer umfangreichen Heinrich-Heine-Sammlung. Antiquariat Gunnar Kaldewey, Düsseldorf (1979), S. 5f.

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  5. Vgl. ebenfalls Joseph A. Kruse: »Zufällig dort geboren« — Heinrich Heine und Düsseldorf. — In: Aus dem Antiquariat, 9. Beilage zum Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel — Frankfurter Ausgabe — Nr. 77, vom 27. September 1977, S. A 334-A 344, wo bereits ein chronologischer Aufriß der Beziehungen Heines zu Düsseldorf und umgekehrt versucht wird.

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  6. Manfred Gebhardt: »Immer Ärger mit Heine«. Artikelserie über Heine und Düsseldorf. — In: Wochenpost. Berlin (Ost); Dezember 1977, Nr. 50–52; Januar 1978, Nr. 1–2. Zitat Nr. 50, S. 14.

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  7. Adolf Strodtmann: H. Heine’s Leben und Werke. Hamburg 31884, Bd. I, S. 7.

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  8. Vgl. z.B. Jeffrey L. Sammons: Heinrich Heine. A Modern Biography. Princeton 1979, S. 3: »The obscurity of the first third of his life…«.

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  9. Philipp F. Veit: Die Rätsel um Heines Geburt. — In: HJb 1 (1962), S. 5–25.

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  10. Vgl. Hermann Hüffer: Gesammelte Aufsätze. Hrsg. von Ernst Elster. Berlin 1906, S. 245; s. auch Veit [Anm. 13], S. 20.

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  11. Vgl. Friedrich Lau: Ueber Heines mütterliche Familie und seine Eltern. — In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. Bd. 26. Düsseldorf 1913/14, S. 283. -Vgl. zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Düsseldorf insgesamt den Beitrag von Abr. Wedell im 3. Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins: Geschichte der Stadt Düsseldorf in zwölf Abhandlungen. Festschrift zum 600jährigen Jubiläum. Düsseldorf 1888; weiterhin David Kaufmann: Aus Heinrich Heine’s Ahnensaal. Breslau 1896; s. auch Ludwig Rosenthal: Heinrich Heine als Jude. Frankfurt am Main, Berlin und Wien 1973, S. 65f.

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  12. Vgl. dazu Ludwig Rosenthal: Heinrich Heines Großoheim Simon van Geldern. Ein historischer Bericht mit dem bisher meist unveröffentlichten Quellenmaterial. Ka-stellaun 1978 (= Veröffentlichungen des Heinrich-Heine-Instituts Düsseldorf).

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  13. Adolf Strodtmann: Die Mutter H. Heine’s, nach ihren Jugendbriefen geschildert. — In: Deutsche Rundschau. Hrsg. von Julius Rodenberg. Bd. XII, Berlin: Juli-August-September 1877, S. 86–100.

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  14. Manfred Windfuhr: Heinrich Heine. Revolution und Reflexion. Stuttgart 21976, S. 3.

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  15. Carl Schnaase: Geschichte der bildenden Künste. Bd. VIII. Unter Mitwirkung von O. Eisenmann hrsg. von Wilhelm Lübke. Stuttgart 1879; darin: »Carl Schnaase. Biographische Skizze« von Wilhelm Lübke, S. XV-LXXXIV; Zitat S. XLf. — Vgl. zu diesem kulturellen Düsseldorfer Höhepunkt auch die Briefe von und an v. Uechtritz und das Vorwort von v. Sybel: Erinnerungen an Friedrich v. Uechtritz und seine Zeit in Briefen von ihm und an ihn. Mit einem Vorwort von Heinrich von Sybel. Leipzig 1884 (v. Sybel, S. V: »eine der besten Erinnerungen aus meiner glücklichen Jugendzeit ist das Angedenken an jene schönen Düsseldorfer Tage, in welchen auf dem engen Raum einer damals sehr stillen Mittelstadt ein unvergleichliches Zusammenwirken aller Künste durch Schadow und seine kräftig aufblühende Schule, durch Felix Mendelssohn’s musikalisches Genie, durch Immermann’s, Uechtritz’s und Schnaase’s literarische und dramaturgische Leistungen in das Leben gerufen wurde.« — Varnhagen schreibt Uechtritz am 4. Mai 1836, S. 387: »Ich stelle mir Ihr Leben in Düsseldorf als sehr angenehm vor, mit vielen Vorteilen ausgestattet. In der Literatur aber scheint der ganze Niederrhein sich zu einer gewissen Absonderungzu neigen, die leicht zur Abgeschlossenheit wird, und dies dünkt mich ein großer Nachtheil […].«).

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  16. Vgl. Joseph A. Kruse: Heine, Düsseldorf und das Franziskanerkloster. Einige Anmerkungen. — In: Das Tor. Düsseldorfer Heimatblätter. 41. Jahrgang. Heft 4, April 1975, S. 70–72; Heft 5, Mai 1975, S. 90–92.

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  17. Vgl. Ruth Saueracker-Ritter: Heinrich Heines Verhältnis zur Philosophie. München 1974, und die kritischen Anmerkungen dazu in DHA VIII/2, 521–523 (Manfred Windfuhr im Kommentar von »Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland«).

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  18. Vgl. Eberhard Galley: Harry Heine als Benutzer der Landesbibliothek in Düsseldorf. — In: HJb 10 (1971), S. 30–42.

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  19. Heinrich Willemsen in seiner Rezension von Eugen Moos: Heine und Düsseldorf. — In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. Bd. 22. Düsseldorf 1908/09, S. 243.

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  20. R. Hassencamp: Beiträge zur Geschichte der Brüder Jacobi IV Die Beziehungen Joh. Jac. Wilh. Heinses zu den Brüdern Jacobi. — In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. Bd. 12. Düsseldorf 1897, S. 221–257; hier S. 235. — Zum Ardhinghello-Plan Heines in seiner frühen Hamburger Zeit vgl. Joseph A. Kruse: Heines Hamburger Zeit. Hamburg 1972 (= Heine-Studien), S. 80f.

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  21. Vgl. Wolfgang Kuttenkeuler: Heinrich Heine und Karl L. Immermann. Produktivität eines wechselseitigen Mißverständnisses. — In: Zeitschrift für deutsche Philologie. Berlin, Bielefeld, München. 91 (1972), Sonderheft, S. 90–110.

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  22. Eugen Moos: Heine und Düsseldorf. Beiträge zur Kritik von Heinrich Heines »Memoiren« und »Buch Le Grand«. Marburg 1908, bes. Kap. II: Heine und die Düsseldorfer Bevölkerung.

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  23. Vgl. Heinrich Carl Ständer: Wie säht m’r dit on dat op Düsseldorfer Platt? Kleines Wörterbuch der Düsseldorfer Mundart. Düsseldorf 21977, S. 39. — Vgl. auch in vielen Fällen das »Rheinische Wörterbuch«.

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  24. Gerhard Weiß: Niederdeutsche Laute und rheinisches Wortgut bei Heinrich Heine. -In:HJb 1 (1962), S. 39–49.

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  25. Vgl. dazu Rutger Booß: Dialekteigentümlichkeiten bei Heine. — In: Internationaler Heine-Kongreß Düsseldorf 1972. Referate und Diskussionen. Hamburg 1973, S. 514–526.

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  26. Siegfried Hummel: Kultur und Kulturpolitik in der Demokratie. »Herstellung republikanischer Öffentlichkeit«. — In: Das Parlament. Trier, 14. August 1982.

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  27. Manfred Windfuhr: Eine Zeitungsfamilie und ein umstrittener Autor. Heinrich Heine in der früheren Düsseldorfer Presse. — In: Düsseldorf. Illustrierte Zeitschrift für Gäste der Landeshauptstadt. 1972, III, S. 10–15.

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  28. Vgl. z.B. Wolfgang Colden: Heinerich, uns graut vor Dir. Zur Geschichte des Düsseldorfer Heine-Denkmals. — In: Heute und Morgen. Düsseldorf. Bd. 1 (1951), H. 2–4, S. 73–75; 101–104; 132–134. Weiterhin auch Walter Först: Am Denkmal schieden sich die Geister. Heinrich Heine und Düsseldorf. Manuskript einer Sendung des Westdeutschen Rundfunks, Hauptabteilung Politik: Forum West, 14. Februar 1981 (3. Programm).

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  29. A. Wedell: Heinrich Heines Stammbaum mütterlicherseits. — In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. Bd. 1. Düsseldorf 1886, S. 5–12, mit Abbildung des kurz vorher aufgefundenen Grabsteins von Heines Großmutter Sara de Geldern, geb. Bock aus Siegburg.

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  30. Vgl. dazu Joseph A. Kruse: Die Überlieferung literarisch-kulturhistorischer Quellen. Goethe, Schiller und Heine als Bildner von Literaturarchiven. — In: HJb 17 (1978), S. 186–210.

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  31. Adalbert Oehler: Düsseldorf im Weltkrieg. Schicksal und Arbeit einer deutschen Großstadt. — In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Düsseldorfer Jahrbuch. Bd. 33. Düsseldorf 1927, S. 61f.

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  32. Walter Först: Robert Lehr als Oberbürgermeister. Ein Kapitel deutscher Kommunalpolitik. Düsseldorf u. Wien 1962, S. 73f.

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  33. Robert Gidion: Heinrich Heines Vorfahren mütterlicherseits. — In: Mitteilungsblatt. Tel-Aviv, 15. Februar 1957, S. 4. — Vgl. auch Wilhelm Levison: Die Siegburger Familie Levison und verwandte Familien. Bonn 1952. — Levison (1876–1947) war gebürtiger Düsseldorfer.

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  34. Karl Theodor Kleinknecht (Hrsg.): Heine in Deutschland. Dokumente seiner Rezeption 1834–1956. Tübingen 1976, S. 141f.

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  35. S. gewissermaßen als Zwischenbilanz: Otto Schönfeldt (Hrsg.): Und alle lieben Heinrich Heine… (Bürgerinitiative Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf 1968–1972). Köln 1972. — 1996 entstand an der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf eine Magisterarbeit von Thomas Gutmann zum Streit um die Benennung der Universität.

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  36. Fritz J. Raddatz: Heine. Ein deutsches Märchen. Essay. Hamburg 1977, der als Motto nur die eine Satzhälfte hat: »es ist mir nichts geglückt in dieser Welt« — und Michael Werner: Genius und Geldsack. Zum Problem des Schriftstellerberufs bei Heinrich Heine. Hamburg 1978 (= Heine-Studien), der auch die Ergänzung zitiert: »aber es hätte mir doch noch schlimmer gehen können«.

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Kruse, J.A. (1997). Heines Düsseldorf — Düsseldorfs Heine. In: Heine-Zeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03693-3_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03693-3_1

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